Vorfrühling am See

Blanke Schale, der Morgen,
den nun leuchtend erfüllt
Sonne strahlend, geborgen,
nicht mehr wolken-verhüllt.

Über den grünen Auen
wölbt sich himmliches Blau.
Erste Frühblüher trauen
sich schon zur Blütenschau.

Und im Wipfel der Weide
spielt der Wind; auf dem See
spiegelt Wasser-Geschmeide,
funkelnd Licht in die Höh‘.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Januarmorgen

Christrosen lieblich grüßen.
So weiß und zart wie Schnee
erhellen sie das Grau.
Verhüllend Himmels Blau,
lässt noch die Nebelfee,
dicht schwebend überm See,
den Tag verschleiert büßen.

Doch bald wird sich hier zeigen
im Glanz der Sonne Licht;
und ihre Strahlenschau
enthüllt dann klar, genau,
wie schön Natur verspricht
in zärtlichem Gedicht,
was nur dem Leben eigen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstmorgen

Es sagt die Nacht dem Mond Adieu,
begrüßt den Dämmermorgen,
der noch verschleiert überm See
im Nebel ruht verborgen.

Still liegt das Land, als ob es träume
von Herbstes farbenfrohem Licht,
das dieser zaubert in die Bäume,
wenn Sonne zeigt ihr hell Gesicht.

Und bald erwacht der junge Tag,
neigt frisch und klar zu Scherzen,
pflückt mit dem Wind in der Allee
der Linden goldne Herzen.

Er lässt sie tanzen, wirbeln wild,
dann sanft zu Boden schweben.
Und Herbst malt so sein Abschiedsbild
von Lust und Leid im Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Novembertag

Der Blätterzier beraubt, die kahlen Bäume,
vereinzelt weilen Krähen im Geäst.
Der Morgen lässt sie matt im Nebel träumen,
vorbei des Frühherbsts farbenfrohes Fest.

Still liegt der See, auf dem die Schleier schweben.
Noch kürzlich sangen Schwäne hier ihr Lied.
Sie zogen fort; mit ihnen schwand das Leben,
und grau die Einsamkeit nun Kreise zieht.

Du stehst am Ufer, sinnend; dir erscheinen
die Bilder und die Stimmung wohl vertraut.
Den späten Herbst beginnend, magst du einen
in Milde, was du sonst als fremd erschaut.

Und nimmst den Abschied nun fast zärtlich hin,
Brahms Requiem singt sich dir in den Sinn.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Am See im Herbst

Es heißen Oktobers goldene Tage
die farbige Vielfalt willkommen.
Im Mittagslicht hält hier Wärme die Waage,
die Feuergesichter, der Bäume Sage,
dort leuchten im See leicht verschwommen.

Da gleiten geruhsam die Schwäne dahin,
sind jenseits von Eifer und Ende.
Das schwebende Leben, sein zartschöner Sinn,
Geschenke beglückend, der Seele Gewinn;
Natur reicht noch gütig die Hände.

Bevor der November mit Nebelgrauen
die Landschaft in dichtem Mantel verhüllt,
dürfen wir noch ihre Schönheit erschauen.
Ein wolkenloses und himmlisch‘ Erblauen
die Sehnsucht nach Licht und Farben erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Sommertag am See

Der Sonne Strahlen tanzen auf dem See,
Libellenelfen, blau geflügelt, flimmern
sanft übers Wasser hin, gewinnen Höh‘,
und rosafarben Lotosblüten schimmern.

Zwei Segelboote durch die Fluten gleiten.
Auflandig weht der Wind und treibt sie an,
Fahrt aufzunehmen. Luv bestimmt die Seiten;
gemeinsam schnellen schnittig sie voran.

Am Ufer, wo das Schilf gibt frei den Strand,
genießen Gänse dösend ihre Zeit,
auf Futter wartend; liebe Kinderhand
hält manches Krümchen dort für sie bereit.

Noch ruht der Mittag hier auf See und Bäumen
und überlässt die Landschaft Sommers Träumen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Sommerwünsche

Wie sich im Sonnenschein die Rosen,
nun duftend, reich im Licht entfalten,
die Schmetterlinge, tändelnd zart,
auf lieblich‘ federleichte Art
des Lebens Anmut lind gestalten,
so mag uns hier der Sommer kosen!

Gewitter, wilder Stürme Toben,
das sei uns fern,soll uns verschonen.
Wer will schon grellen Blitzes Licht,
wenn er zerstörend Bäume bricht,
und Regen peitscht die Wipfel,Kronen?
Den sanften Sommer woll’n wir loben!

Warm soll er sein, die Schwüle meiden
und unter klarem Himmel wohnen;
auch Schäfchenwolken dürfen sein.
Und lädt sie uns zum Bade ein,
mag strahlend hell die Sonne thronen,
ohn‘ Hitzeorgien, mild, bescheiden!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühsommer-Mittag

Es spielt der Sommer in den Wiesen,
lädt in den Blütenreigen ein,
und sprudelnd darf der Bach hier fließen,
goldgelben Hahnenfuß begrüßen,
der in sein Wasser reicht hinein.

Da neigt zum See die Trauerweide
ihr grünes Haar, in leichtem Wind
genießen frühen Sommers Freude
nun Wasservögel, Augenweide
die stolzen Schwäne , die hier sind.

Und in des Mittags sanfter Stille,
wenn Sonnenlicht sich zelebriert,
das Grünen flutet in der Fülle,
da wird auch mein bemühter Wille
zur Ruh‘ beschaulich hingeführt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühsommerfreude

So filigran! Holunderblüten- Spitzen,
malt weiß das Licht hier in das klare Blau.
Der Mittag leuchtet, gleißend Strahlen blitzen;
Frühsommer spielt in Garten, Park und Au.

Und auf dem See zwei Segelboote schweben.
Sie gleiten, tanzen dort im frischen Wind,
als fühlten sie gemeinsam dieses Leben,
in das sie doch allein gefahren sind.

So ganz dem Himmel da anheim gegeben
zwei kleine, weiße Wölkchen, die sich lind
im Sonnenglanz des Tages sanft verweben,
bis sie sich lösen, still vergangen sind.

Dies alles prägt den hellen Augenblick,
schenkt mir im Schauen frühen Sommers Glück.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsmittag am See

Es tanzen funkelnd, sonnentrunken
dort auf dem See Milliarden Lichter
gleich Frühlings hellen Lebensfunken;
und träumend, in die Welt versunken,
erwachen lächelnde Gesichter.

Das grünt und blüht! An allen Zweigen
aus Knospen Blätter, Blüten quellen.
Ihr grünes Haupt die Weiden neigen;
im Spiegel mag der See sie zeigen
dem Schwanenpaar, das sanft zur Stelle.

Ich stehe am Gestade, schaue
beglückt auf dieses neue Werden,
das zärtlich sagt:“Sieh und vertraue
auf Gottes Güte! Darauf baue,
er schenkt uns Leben hier auf Erden!“

© Ingrid Herta Drewing,2014