Archive for the Category Deutschland

 
 

Wider den Terror

Fast schon alltäglich, diese Terrortaten,
der Hass und Wahn, Gewalt, dem Tod verschrieben.
Verwundet, kläglich in den Sog geraten,
auf Leides Bahn dies Leben, das wir lieben.

Der Freiheit Räume werden arg beschnitten,
wenn Sicherheit und Schutz, trotz Argusaugen,
nur vage Zäume denen, die, entglitten,
bestrebt in bösem Nutz, uns auszulaugen.

Da heißt es mutig sein, zusammenhalten,
einander stehen bei, was sich bewährt,
denn keiner kann alleine sicher walten,
und Menschlichkeit, sie sei uns hoher Wert!

Sollten’s auch viele sein, dem Todeswahn ergeben,
langfristig siegen Hoffnung, Freude, Leben!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Martin Luther

Zum Reformationstag

Bruder Martin, der du einst im Gottvertrauen
kämpftest gegen Papst und Kaiser für das Recht,
dass,wer glaubt, die Gnade Gottes darf erschauen,
Christi Liebe durch sein Wort erfährt,das echt.

Schenktest, unterstützt von einem Weisen,
uns die Bibel, hast sie übersetzt
und befreit von Fremdheit und so, leise,
unsre Muttersprache recht ins Licht gesetzt.

Hast in deinen schönen Liedern,vielen,
uns auf Deutsch gesagt, was Glauben heißt,
und die feste Burg der Evangelien
heut’ uns noch den Weg zu Christus weist.

Wolltest nie der Christen Kirche spalten,
reformieren, recht zu glauben, war dein Sinn.
Doch die Macht, der Hochmut konnte walten,
reichte blind noch zu den Kriegen hin.

Wir, die nun nach Hunderten von Jahren
sehen, was du glaubend, mutig einst vollbracht,
dürfen, Gott sei Dank, auch froh erfahren,
was ein reiner Glaube Gutes möglich macht.

© Ingrid Herta Drewing

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer / Klage einer Mutter

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den Augen vieler Menschen.

Klage einer Mutter

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Kurz nach dem Halbfinale

Die Traurigkeit, sie singt ihm nun das Abschiedslied,
dort wo er hoffnungsfroh den Sieg erkoren.
Die Trikoloren tanzen, da Les Bleus erblüht‘.
Der Fan,der matt mit schwarz-rot-goldnem Fähnchen zieht,
er wirkt, als habe er sein Glück verloren.

Mit leerem Blick, erstarrt, als sei’s ein böser Traum,
fühlt er sich wie von aller Welt verlassen.
„Komm, nimm es nicht so schwer!“steht wie ein Hohn im Raum
und tröstet seine wunde Fußballseele kaum,
denn Niederlagen sind sehr schwer zu fassen.

Die Kamera im Schwenk fängt alle Bilder ein,
enttäuscht die einen, andre jubilieren.
Ich denke mir:“ Wer weiß,vielleicht sollt’s gut so sein,
dass dies‘ gebeutelt‘ Land nun darf bei sich daheim
jetzt Meister werden, freudig reüssieren.“

© Ingrid Herta Drewing,2016

Mein Wiesbaden II

Jahrtausende schon sprudeln deine Quellen,
„Aquis Mattiacis“, zur Römerzeit
bekannt die Thermen, sechsundzwanzig Stellen
halten noch heute Wasser heiß bereit.

Im Mittelalter warst du „wisibada“;
Bad in den Wiesen, vielleicht kleine Stadt.
Man darf vermuten, dass von fern und nah da,
wer konnte, kam und hier gebadet hat.

Mit Einwohnern, fünftausend, mein Wiesbaden,
warst Nassaus Hauptstadt im Großherzogtum.
Das Biebricher, das Stadtschloss seiner Gnaden
künden davon sowie der Landesdom.

„Weltkurstadt“ wurdest du genannt, Wiesbaden,
ab achtzehnhundertvierzig ward es laut.
Es fühlten sich viel Gäste eingeladen,
nachdem die Bahn nach Frankfurt war gebaut.

Nun ging’s bequemer, in der Welt zu reisen,
das Kuren in den Bädern war en vogue.
Die Gunst und Kunst wohl konntest du erweisen,
auch manchem Spieler, der sich selbst betrog.

Als man in Deutschland wilhelminisch wurde,
entdeckte Kaiser Wilhelm dich als Stadt,
ließ bauen hier, wo er ausgiebig kurte,
dir damals neuen Glanz verliehen hat.

Gesellschaftsmittelpunkt durftest du werden.
Was Rang und Namen hatte, fand sich ein.
Wo Goethe, Dostojewski einst verkehrten,
wollt‘ nahe man dem Kaiser nun gern sein.

„Nizza des Nordens“ wurdest du, Mondäne,
von Parks und Villen, Kunst, Kultur umkränzt.
Dein Wohlstand wuchs zu dieser Zeit, ich wähne,
auch für die „kleinen Leute“ hat’s geglänzt.

Dann nach zwei Kriegen war dies Bild verschwunden.
Doch blieb erhalten dir viel Bausubstanz
in Vierteln, Parkanlagen, die bekunden
im Stil des Historismus alten Glanz.

Du wurdest Landeshauptstadt hier von Hessen;
die Siegermacht neu teilte auf und ein.
Als Stammsitz der Besatzung, kann’s ermessen,
das „ Weiße Haus“ am Park lud dazu ein.

Du hast dich gut erholt, der Krieg liegt ferne.
Ich fühl‘ mich wohl, in dir, du grüne Stadt,
denn du bewahrst auch schön, obwohl moderne,
was uns Geschichte noch zu sagen hat.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Der Löwe am Kranzplatz in Wiesbaden

Es brüllt der Löwe, hebt die Pranke,
grüßt Thomas Virnich* gar zum Danke,
der ihn, als Zierde seiner Macht,
mit hoher Mähne hat bedacht.

Als Wappentier steht er hier frei,
blickt kampfbereit zur Staatskanzlei,
hat die Regierung gut im Blick,
trotz Haares-Bürde im Genick.

Schwarz-grün gefärbt in Positur
grüßte uns jüngst noch die Skulptur.
Doch als ich sie da heut‘ erblickt,
war leicht die Farbgebung ver-rückt.

Mir schien, da spielte irgendwer
hier nah am Kochbrunnen Frisör,
und er verpasste, so mein Wähnen,
der „Löwenmähne“ rote Strähnen,
trug auf dem Löwen, nicht so knapp,
mit Sinter-Farbe auch Make-up.

War’s ahnungslose Kinderhand,
weil man das Tier hier farblos fand?
War’s Sympathie für SPD,
vielleicht Satiriker in Spe?
Mir ist es leider nicht bekannt,
jedoch find‘ ich’s ganz amüsant.

*Der Bildhauer der Skulptur „Löwenmähne“,2008

© Ingrid Herta Drewing,2016

Die “ Griechische Kapelle“

(Russisch-Orthodoxe Kirche in Wiesbaden)

Noch mag die Stadt vom Frühling träumen.
Jedoch vor Himmels zartem Blau
lässt Sonne zwischen Tannenbäumen
erglänzen goldnen Kuppelbau.

Das Zeugnis einer großen Liebe,
die hier in hellem Licht besingt,
dass sie trotz bitt’ren Todes Trübe
auf ewig ihre Saiten schwingt.

Jelisaweta zu gedenken,
die achtzehnjährig schon verstarb,
als sie ihm wollt‘ ihr Kindchen schenken,
erbaut‘ der Herzog dieses Grab.

Dort auf dem Neroberg, erhaben,
erstrahlt Wiesbadens „ Taj Mahal“
und zeigt, dass reiner Liebe Gaben
bezwingen des Vergessens Wall.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Randbemerkung

Wir halten hier unsre Ängste auf Trab
und lassen uns täglich brüskieren.
Da beißt jede Maus flugs ihr Fädchen ab;
die Katzen sitzen und lachen sich schlapp,
wie leicht ist’s, zu manipulieren!

Da mag der Bürger mal sehr selbstbewusst
in Protest geraten und wählen.
Am Tag danach dann vergeht ihm die Lust
er spürt die Ohnmacht und wieder den Frust,
sucht sich Sündenböcke zum Quälen.

Auch wird das Bild der Eliten bemüht,
die weise entscheiden, regieren,
das Märchen erzählt vom „Schland“, das erblüht.
Doch wenn der Mensch dort die Tafeln sieht,
bemerkt er, wie viele verlieren.

Der Hochmut will immer höher hinaus.
Es wachsen die steinreichen Kasten,
bilden sich weltweit als Krebsgeschwür aus,
zerstören der Ärmsten Hütte und Haus,
deren Leben mit Krieg sie belasten.

Du magst da vielleicht an Sintfluten denken,
glaubst fest gar an ein Erneuern der Welt.
Jedoch wird der Reiche als Noah lenken,
sich selbst nur den Bunker, die Arche schenken,
dieweil alles Andre ertrinkt, stirbt und fällt!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Ver-rückte Jahreszeit

Als hätte Frühling hier schon vorgefühlt
und angehalten alle Winter-Uhren,
zur Sonnenwende mild das Wetter spielt.
Es fehlen Schnee und Frostes kalte Spuren.

Statt dessen tanzen hoch am Himmel Stare.
Dezembers Milde! Auch in Floras Reich
verwechseln Pflanzen sprießend jene klaren
Signale:Pollen fliegen frühlingsgleich.

Das mag gewiss den Schneeräumdienst erfreuen.
Wer hat nicht gern an Feiertagen frei?
Jedoch, ist’s Klimawandel,den wir scheuen,
fehlt nicht nur Kindern dann das Winterkonterfei.

Wie schön wär’s doch, wenn alle Jahreszeiten
hier ausgewogen könnten uns begleiten!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Martin Luther

Bruder Martin, der du einst im Gottvertrauen
kämpftest gegen Papst und Kaiser für das Recht,
dass,wer glaubt, die Gnade Gottes darf erschauen,
Christi Liebe durch sein Wort erfährt, das echt.

Schenktest, unterstützt von einem Weisen,
uns die Bibel, hast sie übersetzt
und befreit von Fremdheit und so, leise,
unsre Muttersprache recht ins Licht gesetzt.

Hast in deinen schönen Liedern, vielen,
uns auf Deutsch gesagt, was Glauben heißt,
und die feste Burg der Evangelien
heut‘ uns noch den Weg zu Christus weist.

Wolltest nie der Christen Kirche spalten,
reformieren, recht zu glauben, war dein Sinn.
Doch die Macht, der Hochmut konnte walten,
reichte blind noch zu den Kriegen hin.

Wir, die nun nach Hunderten von Jahren
sehen, was du glaubend, mutig einst vollbracht,
dürfen, Gott sei Dank, auch froh erfahren,
was ein reiner Glaube Gutes möglich macht.

© Ingrid Herta Drewing