Archive for September 2019

 
 

Spätsommer in Wiesbaden

Noch lässt der Sommer seine Fluren grünen,
und auch der Weinberg glänzt im Sonnenlicht,
obwohl die Herbstzeitlose auf den Bühnen
gemähter Wiesen zart von Herbst hier spricht.

Doch manchem muss man dennoch nun entsagen;
so schließt das schöne Freibad in der Höh‘,
das Opelbad, Magnet an warmen Tagen,
wird winterfest gemacht und sagt „Adieu!“

Am Freitag war ich dort zum Abschiednehmen
und schwamm in klarem Wasser, Luft und Licht.
Mein Blick erfuhr die Stadt noch nicht in Schemen,
bis hin ins Rheintal reichte klare Sicht.

Wiesbadens Schönheit liegt uns dort zu Füßen,
und wird bald wohl mit Indian-Summer grüßen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Herbstbeginn

Nun schließt der Sommer bald die hellen Augen
und bettet sich für lange Zeit zur Ruh’.
Der junge Herbst will als Ersatz uns taugen,
beeilt sich und läuft lachend auf uns zu.

Er ist bekannt als lustiger Geselle.
Den Kindern trägt er Drachen in den Wind.
Auch in den Gärten ist er gern zur Stelle,
küsst Astern wach, macht Früchte reif geschwind.

Lässt Sonnenlicht noch pralle Trauben herzen,
damit sie Süße bringen in den Wein;
ist heiter, aufgelegt zu flotten Scherzen,
ruft schalkhaft: “Fangt die Hüte wieder ein!“

In frischer Luft und hehr im Golde strahlend
zeigt er uns üppig seiner Blätter Pracht,
bevor er sie, mit roten Tönen malend,
zum Flammenkleid der Wirbelwinde macht.

Lasst gönnen uns dem Sommer diese Pause,
begrüßen wir die nächste Jahreszeit!
Wer froh nach vorn schaut, fühlt sich wohl zu Hause,
wenn auch einmal ein wildes Wetter graut.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Kurpark,“Flötenspieler“, 1965, Walter Wadephul

Herbst-Ode

Ruht im Nebel der Tag, ruft ihn die Sonne wach,
hell im Lichte erstrahlt schön hier der Landschaft Pracht.
Blau der Himmel, es schweben
Silberfäden in milder Luft.

Golden glänzende Welt, Bild, das der Herbst uns malt,
wenn vor Mutter Natur er mit den Künsten prahlt.
Flammend rote Girlanden
ranken wild an den Mauern, Wein.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2019

Das Schöne

Das Schöne hier im Leben
hat Macht und Kraft wohl auch,
ist mehr als Nutz’ und Brauch
und doch dem Tod ergeben,
nur flüchtig, zarter Hauch?

Das Schöne überdauert.
Es bleibt in Wort und Bild,
Musik, im Lächeln mild;
ein Klang, der uns erschauert,
dem unser Sehnen gilt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbstspaziergang im Park

Es streift der Herbst durch sommermüde Fluren,
bemalt das Laub zu seinem Erntefest,
verweilt am Morgen bei den Sonnenuhren
zeitlos im Nebel, den er steigen lässt.

Jedoch am Mittag glänzen seine Bühnen!
Er schenkt der Landschaft, dieser kleinen Welt,
das Gold der Birken und den rätselkühnen
entflammten Wilden Wein, der so gefällt.

Da tanzt das Eichhörnchen im Sammelfieber,
Bucheckern, Eicheln, Nüsse sind am Platz.
Die Kinder, denen die Kastanien lieber,
sie hüten in der kleinen Hand den Schatz.

Und du im Park darfst diese Wunder schauen,
genießt die Farbenpracht, das klare Licht
und fühlst, dass noch im Abschied ein Vertrauen
von Neubeginn und Auferstehen spricht.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing, 2019

Die Flussnixe und der Träumer

Es wiegen sich die Wipfel
im leichten Juniwind;
und auf der Berge Gipfel
schmilzt letzter Schnee geschwind.

Des Flusses Wasser fließen
so gletschergrün dahin,
begrüßen in den Wiesen
der Blumen Blütensinn.

Ein Junge sitzt dort schweigend
am Ufer sinnend, still,
zum Wasser sich hin neigend,
er Fische sehen will.

Da ruft ihn eine Schöne
aus seinem zarten Traum.
Er hört der Nixe Töne,
mag glauben es noch kaum.

Bevor er sich gefangen,
im Wasser sie verschwand.
Doch er streckt voll Verlangen
noch immer aus die Hand.

Hört deutlich ihre Worte:
„Verlasst schnell diesen Ort,
denn meine Fluten strömen
weit über Flusses Bord!“

Da rennt er zu den Seinen
Und warnt sie vor der Flut:
„ Hochwasser, so will’s scheinen,
kommt, rettet Leben, Gut!“

Sie bergen ihre Habe,
verlassen Hof und Haus.
Des Jungen Sehergabe
verhindert schlimmsten Graus.

Denn schon die Wasser steigen,
der Fluss strömt übers Land
Was alles Menschen eigen,
zerstört er nun als Tand.

Jedoch am Leben bleiben
die Menschen; nur das zählt!
Der Träumer hat bei Leibe
den rechten Weg gewählt.

© Ingrid Herta Drewing, 2019

Medusa und Perseus

Dies Wesen mit den Schlangenhaaren
und jenem grünen Zauberblick
konnt‘ seine Schönheit nicht bewahren;
Athene, strafend, nahm ihr Glück.

Weil mit Poseidon jene Schöne
Athenes Tempel hab‘ entweiht,
dem Liebesspiel dort sträflich fröne,
was ihr Athene nicht verzeiht.

So musste der zu Stein erstarren,
der dann ins Anlitz ihr geschaut;
er fand nur hässliches Verharren,
nicht Liebe der Gorgonenbraut.

Um Mutter Danäe zu bewahren
vor Polydektes Macht, Begier,
wollt‘ Perseus zu Medusa fahren,
Kykladen-Pakt befolgen hier.
„ Bringst du mir der Medusa Haupt,
werd ich dem Liebeswunsch entsagen!“
Er hat des Königs Wort geglaubt
und tat das Abenteuer wagen.

Athene, die ihm wohl gesonnen,
gab ihm den Spiegelschild sodann,
damit endgültig sie gewonnen,
Medusa ganz vergessen kann.

Der Nymphen Dank, ihr gütig Schenken,
gewährt auch Sicherheit ihm nun,
kann heimlich seine Schritte lenken
mit Tarnkappe und Flügelschuh’n.

Medusa und die Schwestern schlafen,
als Perseus sich zu morden traut.
Damit ihr Anblick ihn nicht strafe,
er auf den Spiegelschild nur schaut.

Eh noch Medusa kann erwachen,
nimmt Perseus mit dem Schwert ihr Haupt.
Damit es nicht mag Macht entfachen,
packt in den Sack er, was geraubt.

Da, aus Medusas Leib gediegen,
zum Vorschein kommt Poseidons Sohn,
der Pegasos! Das Pferd kann fliegen,
und Perseus zieht mit ihm davon.

Mit ihm fliegt weit er übers Meer,
bis er dort an Äthiopiens Strand
sieht eine Jungfrau, schön und hehr,
Andromeda wird sie genannt.

Die Mutter Kassiopeia hatte
geprahlt mit ihrer Tochter Zier,
gestellt Nereiden in den Schatten,
sie glichen nicht in Schönheit ihr.

Als Opfer hat man sie erkoren,
denn mit Poseidons Strafgericht
sind viele Orte schon verloren,
durch Ungeheuer Ketos‘ Pflicht.

Doch Perseus kann sie noch befreien,
besiegt Ketos mit Gorgos Haupt.
Das Königreich sie ihm verleihen,
Andromeda zur Eh‘ erlaubt.

Nachdem er mit Medusa-Macht
noch viele Siege hat errungen,
ist er auf Heimkehr dann bedacht,
glaubt Polydektes sei bezwungen.

Doch dieser zeiht ihn nur der Lügen,
verneint, dass er entsprach dem Pakt.
Jedoch dies sträfliche Betrügen
hält Perseus für sehr abgeschmackt.

Und der, der ihm dies nicht geglaubt,
kann dann die Wahrheit bitter sehen:
Er wird zu Stein, Medusas Haupt
lässt ihn als Inselfelsen stehen.

© Text: Ingrid Herta Drewing
© Foto: Pixabay, Amulett

Karussell

Mir rinnt die Zeit durch meine bleichen Hände;
schon wieder geht ein Sommer, Herbst ist nah.
Kaum hat ’s begonnen, ist das Jahr zu Ende;
ein neues steht in Kinderschuhen da.

Mir ist, als flög‘ ich mit der Zeit im Kreise,
nur schneller als sich Erd‘ um Sonne dreht.
Der Jahreszeiten Folge, ihre Weise
beschleunigen im Alter ihr Valet.

Das Blühen, Reifen, Welken und Erstarren
gerät mir deutlicher nun in den Blick,
wertschätze Leben, möchte gern verharren,
schau wehmütig erinnernd auch zurück.

Und hoff, dass dieses Lebens-Karussell
sich weiter mit mir dreht, nur nicht zu schnell.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing