Jahresende im Regen

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Recht trostlos ist mein Blick hier aus dem Fenster.
Die kahlen Bäume triefen regennass
und wirken leicht benebelt wie Gespenster,
die sich versammelten dort fahl und blass.

Doch Meisen dieses trübe Bild beleben,
im alten Kirschbaum stieben, zwitschern sie.
Als sei der Frühling ihnen schon gegeben,
ein schnäbelnd‘ Taubenpaar in Harmonie.

Der Anblick mag ein freudig‘ Hoffen schenken,
selbst wenn das Wetter weiter gräulich dräut,
und lässt mich froh an all das Schöne denken,
das für uns hält das neue Jahr bereit.

Verhängt der Wolken Grau auch noch Verzicht,
beglückt bald neues Tagen, Sonnenlicht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Winterrüge

So mögen wir dich, Winter, nicht,
nasskalt mit nebligem Gesicht!
Viel lieber ist’s uns, wenn du trocken.

Jedoch darfst du mit Flocken locken,
wenn du aus hohen Himmels Ferne
uns schickst den Schnee, die weißen Sterne.

Statt nass auf Wolkengrau zu schalten,
lass doch hernach die Sonne walten,
die alles hell bestrahlt, einhüllt
und traumhaft, klar den Tag erfüllt!

© Ingrid Herta Drewing,2016Version 2

Interim

Als ob sie wer im Schlafe wiege,
so traumverloren wirkt die Stadt.
Der Regenwolken graue Riege
noch feiert ihre feuchten Siege,
nasskalter Winter zeigt sich matt.

Es tragen diese trüben Tage
in ihrem regenmüden Kleid
den Gleichmut in sich, und nur vage
erwächst hier aus des Winters Lage
die Leichtigkeit der Frühlingszeit.

Jedoch schon sprießt’s in Park und Garten.
Schneeglöckchen, Krokus, helles Grün
der Wiesen zeigen Frühlings Starten.
Bald ist vorbei das sehnend‘ Warten,
und hell wird hier das Land erblüh’n!

© Ingrid Herta Drewing,2016