Archive for the Category Freiheit

 
 

Balkanroute

Das Herz,es weint und fühlt die Not
der Menschen,die dort ziehen.
Das Unheil, das fast täglich droht
durch Meuchelmord und Bombentod,
lässt sie ins Ausland fliehen.

Erbarmen sagt der Exodus
der Männer, Kinder, Frauen;
sie scheuen weder Meer noch Fluss,
die Angst diktiert das harte Muss,
ein tief erlebtes Grauen.

Zu helfen gilt es, doch verstopft
sind nun Europas Ohren.
Nachdem Millionen angeklopft,
und aufgenommen,ruft’s verkopft
nach Grenzen,Kraft verloren.

Bedroht von einer Menschenflut,
die naht, schier ohne Ende,
sieht sich so mancher ohne Mut,
bangt um des Staates Recht und Gut
und fordert flugs die Wende.

Ja, hin zum Guten mag’s sich wenden,
und Friede kehre endlich ein,
dass Kriege, Leid und Hunger enden,
die Völker denen Hilfe spenden,
die jetzt im Elend noch allein!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Am Fluss

Es lieben die Wasser das Reisen
und strömen im Flusse dahin.
Sie flüstern dir zu, plätschern leise,
mögest folgen der Wellen Weise,
in die Weite sich richte dein Sinn.

Mit schnittigem Schiffe dort fahren,
gebläht weiße Segel im Wind,
der auch dir weht wild in den Haaren.
Du blickst in den Himmel, den klaren,
ein Fernweh trunkenes Kind.

Darfst dennoch nur Landratte bleiben,
fremde Abenteuer gibt’s kaum.
Jedoch Phantasie wird dich treiben
und lässt dich Geschichten aufschreiben,
in welchen dann wahr wird dein Traum.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Neuordnung

Die Last der Jahre stapelt sich in Schränken,
auch die Regale nehmen nichts mehr auf.
Nun wird es Zeit, die Habe zu verschenken,
nichts zu erübrigen für neuen Kauf.

Dem Nachkriegskind fällt’s schwer, sich da zu trennen,
weiß es doch noch, wie kostbar alles war:
die ersten Bücher, die es durft‘ sein eigen nennen,
die ihm die Welt erschlossen, hell und klar.

Doch vieles, was man hat, wird zum Ballast.
Drum gilt es nun, sich tunlichst zu befreien,
sich neu zu ordnen ohne Stress und Hast,
dem Leben neuen Glanz im Licht verleihen.

Auf dass man vorwärts gehe unbeschwert
und schaue auf des Lebens wahren Wert.

© Ingrid Herta Drewing,2015
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Kraniche im Herbst

Es zogen Kraniche nach Süden,
und träumend folgtest du dem Zug
mit einem Blick, der nimmermüde,
viel Fernweh, Sehnsucht in sich trug.

Du sahst vor dir die Palmenhaine,
den wilden Fels’ am blauen Meer
und auch am Hang versteckt das kleine,
weiß strahlend’, schöne Haus, so hehr.

Zu gerne wärst du mitgezogen,
wärst du nur wie ein Vogel, frei!
Bist in Gedanken fort geflogen,
entflohst kurz grauem Einerlei.

© Ingrid Herta Drewing

Scheherazade 2014

Der Wüste weite, sternenklare Nacht
verbirgt die Schatten, die den Tag entstellen,
wenn ständig Mündungsfeuer raucht und kracht,
und knallend laut die Todesschüsse gellen.

Von Märchen weit entfernt Scheherazade
verteidigt sich, ihr Land im Schützengraben.
Der schwarzen Schlächter teuflische Scharade,
der dunkle Wahn, sollt‘ bald ein Ende haben!

Erst dann kann die Oase wieder grünen,
das Leben seine Friedenslieder singen
und auf des Glückes kleinen Zauberbühnen
kein Mensch den andern knechten und verdingen!

Doch, wie es scheint, ist dieser Tag noch weit.
Das Kind, es weint, denn Kampf bestimmt die Zeit.

© Ingrid Herta Drewing, 2014

Frühlingsillusion

Ich erinnere
einen November,
da blühten
am Campus
die Bäume.
Beflügelt
studierten wir,
Träume
von friedlicher,
menschlicher Welt,
kein Kalter Krieg mehr,
verprellt
die Falken,
den Tauben die Räume!
Noch klingt
dieses Lied nach,
remember!

Die Mauer
gefallen,
ein deutsches Land!
Doch draußen,
da toben die Kriege.
Der Hass und der Tod
feiern Siege.
Zerstören heißt’s
in der Welt,
was mühsam aufgebaut,
fällt,
und Kinder
reißt rau
aus der Wiege
mordend
die gottlose,
eiskalte Hand.

© Ingrid Herta Drewing,2014

TTIP

Freihandelsabkommen,
transatlantische Märchenstunde,
Vorsicht, ihr Bürgergeißlein!
Der Wolf frisst Kreide,
Lobbyistengesäusel.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Befreiung

So mancher, den die Lieb umschlungen,
ward nur für kurze Zeit beglückt.
Bald fühlt er sich beengt, gezwungen,
von zu viel Zuwendung erdrückt.

Er mag sodann den Ausweg suchen,
sein Leben nicht symbiotisch sei,
isst lieber trocknes Brot statt Kuchen
und fühlt lebendig sich und frei.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Gut Pfad

Lasst uns in die Lande ziehen,
in den blauen Tag,
aus den grauen Mauern fliehen,
fern sei Sorge, PLag!

Auf dem Fluss und in den Wäldern
sind wir dann zu Haus’.
Durch die Wiesen und die Felder
führt der Weg hinaus.

Und im Sonnenschein wir schwimmen
dort im klaren See.
Fröhlich hallt der hellen Stimmen
Echo aus der Höh’.

Frei wie Vögel wir uns fühlen,
herrlich ist die Welt.
In den Sternennächten, kühlen,
schützt uns unser Zelt.

Um der Kohte Feuerwärme
sitzen wir im Kreis’,
sehen, wie die Flammen schwärmen,
singen Lieder leis’.

Löscht die Nacht das Lagerfeuer,
hüllt Natur uns ein.
und der Erdtrabant, ein Treuer,
lädt zum Träumen ein.

© Ingrid Herta Drewing, 1959, (überarbeitet,2014)

Klarheit

Hier endlich auf des Berges Gipfel,
den Wolken und dem Himmel nah!
Hoch über Wäldern, Bäumewipfeln
schenkt dir das Glück auch einen Zipfel;
befreit zu sein, scheinst du nun da.

Denn schließlich ist es dir gelungen,
was vormals fast unmöglich schien,
den Aufstieg hast du jetzt bezwungen,
gelüftet deine schwachen Lungen
und Ängsten konntest du entflieh’n.

Nun siehst du vor dir jene Weite,
die Größe, Schönheit dieser Welt.
Dein Blick darf in die Ferne gleiten,
du lässt dich ganz vom Leben leiten
und weißt, was wirklich dir gefällt.

© Ingrid Herta Drewing,2014