Archive for the Category Erinnerungen

 
 

Erinnerung

Gesungen hast du, wunderschön gesungen,
ein altes Lied, das tief ins Herz mir drang,
erinnernd weckte, was längst schien bezwungen,
in Bildern tauchte auf, ein süßer Klang.

Und zart bewegt von einem sanften Sehnen
sah ich mich wieder in dem stillen Hain,
wo wir als Kinder ahnungslos und rein,
von Wundern träumend an den Bäumen lehnten.

Es gibt ihn nicht mehr diesen Wald, den schönen,
und viele Jahre sind ins Land gegangen.
Am andern Ort, ein Lied in fremden Tönen,
ein neues Leben hatte angefangen.

Jedoch bewahrt die Seele noch den Blick,
und schenkt uns zärtlich im Erinnern Glück.

© Ingrid Herta Drewing

Seltsamer Traum

Nebel, gefangen,
verloren der Weg ins Tal.
Der Berggipfel fern.

Im Traum geborgen,
weilst du im alten Haus,
suchst Erinnerung.

Wilder Wein lodert.
Zwei schwarz befrackte Krähen
wie Wächter am Tor.

Die rote Sonne
rollt feurig den Berg hinab.
Wald, Wiese brennen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Ataraxia

Gelassenheit magst du es nennen,
dein Blick zurück,
der goldene Stunden sieht
und verklärt hier im Abendschein.

Gezähmt auch jenes Aufbegehren,
hast resigniert,
zu oft die Wunden geleckt,
im Bann der Sisyphus-Bilder.

Das Leid, verblasst,
getrocknete Apfelringe,
von Schokolade umhüllt
im Glas der Erinnerungen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Erinnerung

Barfuß im Grase
ohne die Zecken-Plage,
Sommer-Leichtigkeit.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Kindheits-Sommer

Es streift der Sommer durch die Wiesenwogen,
beschirmt von einem klaren Himmelblau.
Schon früh sind wir zum Wandern losgezogen.
Des Waldes Lichtung schien uns einzuladen,
ein Picknick-Plätzchen an der Luft, die lau.

Hier will ein heller Bach die Wiese säumen,
an dem noch knorrig alte Erlen steh’n.
Ein Bild, romantisch, lädt mich ein zum Träumen.
Dort mag ich mir die Füße kühlen, baden,
sanft spüren auch des Sommerwindes Weh’n.

Da wird die Kindheit wach, Erinnerungen,
wie wir das Wasser eifrig einst gestaut,
im kleinen Teiche planschten ungezwungen,
Indianer spielten, die an Sees Gestade
dann stolz ihr Dorf, den Wigwam aufgebaut.

Wie schön, dass diese Landschaft blieb erhalten,
den Enkeln noch schenkt Wunder der Natur,
für sie erfahrbar macht des Lebens Spur,
und dass nicht nur ein virtuell‘ Gestalten
ein blasses Abbild zeigt, so künstlich fade!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Erinnerungen an die Nachkriegszeit

(Der erneute Fund einer Fliegerbombe
und die Evakuierung der Menschen weckt
Erinnerungen an die Nachkriegszeit.)

Die Waffen schwiegen, das Leben
trug grau noch des Hungers Kleid.
Doch unser kindliches Streben
konnte es spielend verweben,
wir kannten größeres Leid.

Des Krieges Bomben entronnen,
meist ohne Habe und Haus,
wurde erneut nun begonnen.
Da wir das Leben gewonnen,
lockte uns Freiheit hinaus.

Kinder, dem Spiel überlassen,
zu neuem Dasein bereit,
lebten wir auf in den Gassen,
lernten, was nützlich erfassen
in Trümmern der Nachkriegszeit.

Die kleinen Freuden,bescheiden;
das sollten Wünsche wohl sein.
Da gab es kein Marken-Neiden,
durch Mutters Nähkunst war’s Kleiden
nützlich, normal, also fein.

Ein Buch, einen Apfel zum Fest,
die Flöte, ein Hauch von Kultur
erblühte in Trümmern.Ein Nest
der Wärme, die Mutter! Das Best’
war doch ihre Liebe pur.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Erinnerung

In Rosenblüten betten
dies Glück, den goldnen Strahl
des Sonnensommers retten,
vergessen Kummer, Qual.

Zu achtlos ging verloren
der Tag in seinem Licht.
Was wir uns kühn erkoren,
versagte uns die Pflicht.

Und dennoch mag noch wärmen
im Winter dieses Bild,
wenn die Gedanken schwärmen,
von Liebe, hell erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Das alte Karussell

Lebkuchen duften, süßes Glück
die Zuckerwatte, weiß wie Schnee.
Ein Lichtermeer verwöhnt den Blick,
und Sterne funkeln in der Höh‘.

Nostalgisch schön das Karussell
schickt kleine Pferdchen auf die Reise.
Es lässt sich Zeit, dreht sich nicht schnell,
und Lieder klingen lieblich, leise.

Ein Bild aus längst vergangnen Zeiten
ruft mir Erinnerung zurück,
seh‘ mich als Kind dort mutig reiten,
begleitet von der Mutter Blick.

Wie schön, dass manches bleibt erhalten,
webt weiter diesen Kindertraum,
dass nicht nur Digital-Gestalten
wild flimmern unterm Weihnachtsbaum!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsillusion

Ich erinnere
einen November,
da blühten
am Campus
die Bäume.
Beflügelt
studierten wir,
Träume
von friedlicher,
menschlicher Welt,
kein Kalter Krieg mehr,
verprellt
die Falken,
den Tauben die Räume!
Noch klingt
dieses Lied nach,
remember!

Die Mauer
gefallen,
ein deutsches Land!
Doch draußen,
da toben die Kriege.
Der Hass und der Tod
feiern Siege.
Zerstören heißt’s
in der Welt,
was mühsam aufgebaut,
fällt,
und Kinder
reißt rau
aus der Wiege
mordend
die gottlose,
eiskalte Hand.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Grab

Die Erde und der Mond auf ihren Bahnen,
sie sind verlässlich wie die Jahreszeit.
Der Herbst hisst leuchtend seine Farbenfahnen,
lässt uns noch Leben dort im Nebel ahnen,
bevor sein Mahnen sagt Vergänglichkeit.

Ach könnten hier die Steine dir erzählen,
wie du mir fehlst, wie traurig mir der Sinn,
wie mich, was unterlassen ward, will quälen.
Wie gerne holte ich es nach, würd‘ wählen
auch schweren Weg, führt‘ er nur zu dir hin!

Ich hörte zwar, die Zeit heil‘ alle Wunden.
Jedoch die Narbe schmerzt, fühl‘ mich als Kind,
seh‘ in Erinnerungen frohe Stunden,
wo du mich ließest still bei dir gesunden,
und lichte Tage, die vergangen sind.

Ich hoffe, glaube, wünsche wie ein Kind,
dass ich dereinst dich einmal wiederfind‘.

© Ingrid Herta Drewing,2014