Archive for the Category Sonette

 
 

Silvesterwünsche

Wir sind wohl hoffnungsvolle Optimisten,
begrüßen froh gestimmt das neue Jahr
und glauben, dass sich nun doch bessern müsste,
was uns im alten gar zu garstig war.

Gesundheit sehnt herbei der leidend Kranke,
an Arbeit denkt, wer lang schon arbeitslos.
Der Klimagunst gilt grün auch der Gedanke,
man wünscht sich, Einsicht werde endlich groß.

Der eine träumt von seiner großen Liebe,
ein anderer sieht ’s Glück in Gut und Geld.
Bescheiden wünscht so mancher, Frieden bliebe
erhalten ihm in seiner kleinen Welt.

So wähnen wir das Wohl im Zeitenschritt,
und immer geht die Hoffnung lächelnd mit.

© Ingrid Herta Drewing

Jahreswechsel

Nun legt ermüdet dieses Jahr, das alte,
zufrieden seine Tage in den Schoß.
Das neue naht.Ob es sich reich entfalte?
Die menschlichen Erwartungen sind groß.

Da sind die Wünsche, das naive Hoffen,
es bringe Gutes nur, was man begehrt,
dass sich Probleme lösen, die hier offen,
und Fragen, schlimme Plagen dann geklärt.

Da wirkt die Ratio plötzlich klitzeklein,
Vernunft beseelt, und doch an Schicksal glauben
wir zur Sylvesternacht, als wollt‘ das Sein
von guten Wünschen sich die Zukunft klauben.

Auf Gottes Hilfe lasst uns besser bauen,
das neue Jahr gestalten,ihm vertrauen!

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herrlicher Herbsttag

Vorbei der Regen, dieses Einheitsgrau,
das uns für lange Zeit hielt dumpf gefangen,
dies‘ sehnsuchtsvolle Warten auf das Blau,
der Blick, der in die Weite wollt‘ gelangen!

Doch konnte mich, ging wollig eingekleidet
und gut beschirmt, dies‘ Wetter nicht beirren;
mir war auch mein Spaziergang nicht verleidet,
sah dort im Park den grünen Vogel schwirren.

Und goldenrot, ein Lächeln in den Zweigen,
erstrahlt heut‘ hier des Herbstes Laubgesicht.
Vorbei der Tage nebelmüdes Schweigen,
nur blauer Himmel, warmes Sonnenlicht!

So darf November sich noch lange zeigen,
bis Winters Sternchen tanzen ihren Reigen.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Nach dem Sturm

Die vielen Äste, die der Sturm gebrochen,
und welker Blätter Wälle Wege säumen.
Wer noch von milden Tagen jüngst gesprochen,
ward roh gerissen aus den sanften Träumen.

Verheerend zog Sturm Christian über Land,
macht‘ keine Ehre seinem frommen Namen,
denn für ihn waren Stadt und Wald nur Tand,
die Menschen auch, die da zu Tode kamen.

Nun nach des Sturmes Wüten Blau und Licht;
als wolle gütig uns der Herbst versöhnen,
ein Leuchten in der Bäume Laubgesicht,
Oktobergold darf heute uns verwöhnen.

Wir wissen wohl, nur kurz währt dieser Schein,
dann holen uns Novembers Nebel ein.

© Ingrid Herta Drewing, 2013

Oktobergold

Oktobergold,die Farben, die hier glühen,
das Laub der Bäume feurig röten,zieren,
verleihen Herbst dies‘ Leuchten;Ernte-Mühen
sich scheinen nun im Glanze zu verlieren.

Ein Morgen, der in sonnigem Aufklaren
auch dir das Licht in deine Seele schreibt,
dich lehrt, das Schöne innig zu erfahren,
schenkt zur Erinnerung dies‘ Bild,das bleibt.

Wärmt dir dein Herz noch, wenn in Winters Weiten
die Nebel hüllen deine Tage ein,
der Frost der Nächte droht, dich zu begleiten,
zu löschen deine Feuer, bist allein.

Dann wird des Phönix flammende Gestalt
sich aufwärts schwingen aus der Asche kalt.

© Ingrid Herta Drewing, 2013