Archive for Oktober 2019

 
 

Paar im Paarreim nicht daheim

Annelieses Analyse
bringt zum Rauchen seine Düse,
da sie, arrogant mitunter,
ihn zerrupft und bös putzt runter.

Ihre Worte, so wie diese,
lähmen seine Zirbeldrüse
so mag ihn der Schlaf nun flieh’n,
denn ihm fehlt Melatonin.

Drum geht er nun nächtens fremd,
lockert alles, was sonst klemmt.
Lässt sich nicht von ihr brüskieren,
meint, er hab‘ nichts zu verlieren.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbst

H errlich mild schenkt er uns Tage,
E rnteklänge, reich erfüllt,
R eife Früchte, Gauklersage,
B lüht und grüßt sein farbig Bild.
S chweben dürfen Blätter, tragen
T räume zärtlich ins Gefild.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Notstand

Manch‘ Poeten sind in Nöten,
gingen doch die Reime flöten;
müssen Entertasten löten,
die die Verse kürzen, töten.

Suchen süffig satte Silben,
tief und wirksam so zu tschilpen.
Doch im Spiel verrückter Milben
sterben diese und vergilben.

Meint die Taste: „ Ach vergesst mich,
macht halt: Reim dich, sonst ich fress‘ dich!“

© Ingrid Herta Drewing

Rappers Nachtlied

Haltet mich ruhig für ’nen Deppen,
wenn ich jetzt beginn‘ zu rappen,
Worte im Stakkato steppen,
Takte tanzend über Treppen.

Nichts mehr klingend schön verschleppen,
bilderreich was aufzupeppen,
das war gestern, heut mit Mut
stürze ich die Worte-Flut,
wild gewürzt mit etwas Wut,
lass sie prasseln auf euch nieder.

Euch, die ihr so herzig, bieder
nur verkostet schöne Lieder,
soll ins Mark der Schwall da treffen.
Ja, ich sag es immer wieder,
ohne Tiefsinn nachzuäffen,
ich schaff’s, wie ein Hund zu kläffen.

Gangster-Rap ich auch nicht scheue.
Wenn erzürnt ich tob‘ auf ’s Neue,
wird selbst „Fuck you Goethe“ stumm.
Mein Tabu-Bruch treibt selbst treue
Wortbewahrer fluchend um.

Woher ich ’s auch immer hole,
meine Fans und ihr Gejohle
gehen mit beim Rappen ab;
leb davon und nicht zu knapp.
Ja das bringt mir mächtig Kohle,
bin vom Scheitel bis zur Sohle
längst ihr Hero, lach mich schlapp.

© Ingrid Herta Drewing, 05.10.19

Michi-Murks

Maff murzelt Michi, plaff ploppt Plag,

Blinkwicken wurzeln Weben.

Top Tatzelwurm bekliffter Tag,

drohdunkel mallernd Michi mag

Mond murksend manch Maß heben.

© Ingrid Herta Drewing, 05.10.19

Herbst- Beschaulichkeit

Der Regen malt mir Muster auf mein Fenster,
und Tropfen perlen, tanzen trüb im Licht.
Zwar wichen Nebelmorgens Grau-Gespenster,
doch Dauerregen sieht sich in der Pflicht.

Da schätz‘ ich mein gemütliches Zuhause,
das warme Leuchten, das im Stövchen glimmt;
und ich genieße Tee, gönn‘ mir die Pause,
das trübe Wetter mich beschaulich stimmt.

Wenn ’s draußen dräut, fühl‘ ich mich drin geborgen,
entfliehe Kälte, folg dem schönen Klang
der Poesie und hör‘ an solchem Morgen
Musik, Konzerte, Opern, Kunstgesang.

Auch wenn das Wetter sollte schaurig walten,
vermag ich’s, mir mein Leben zu gestalten.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Poesie der Jahreszeiten

Nun ist meine Reihe vollständig:

BLÜTENLIED / ISBN: 9783748523864 – 7.99€

SOMMERSTIMMEN/ ISBN: 9783748573623 – 8.99 €

HERBSTBLÄTTER / ISBN: 9783748584940 – 8.99 €

WINTERZEIT / ISBN: 9783750207448 – 7.99 €

Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit

In jener Nacht, als fahle Mauern fielen,
die viele schreckten, manche stumm gemacht,
da durfte dieses Bild von Einheit zielen
auf alles, was gemeinsam war, hier spielen
mit Jubel, Freudentränen, neu erwacht.

Es lagen sich die Menschen in den Armen.
Man konnte wieder Bruder, Schwester sein,
und keiner klagte da von neuem Carmen;
denn Glück und Hoffnung schenkten ihren warmen,
wohligen Mantel, der uns hüllte ein.

Der Deutschen Einheit neu nach so viel Jahren,
sie kam uns vor, als sei‘ s ein schöner Traum,
und mancher war sich deshalb nicht im Klaren,
dass Änderungen folgen; ein Bewahren
von allem lieb Gewohnten gab es kaum.

Wo Planwirtschaft bestimmte einst das Sagen,
da zog nun rasch Kapitalismus ein.
Mit DM schwoll so manchem da der Kragen,
Konsum bestimmte, schnell ließ sich was wagen,
manch Existenzen blühten, andre brachen ein.

Schon dreißig Jahre sind ins Land gegangen,
seit Ost und West sich wieder zugesellt.
Die Wirtschaft boomt, so darf man doch verlangen,
dass endlich wir in unsrem Land erlangen
für gleiche Arbeit gleiches Lohn-Entgelt!

Politisch ist man weiter fortgeschritten.
die Kanzlerin, im Westen reüssiert‘,
kommt aus Meck-Pomm im Osten, unbestritten
wird weltweit anerkannt und gut gelitten,
seit vielen Jahren sie nun schon regiert.

Doch droht erneut ein Wahn das Land zu spalten,
es wächst die Kluft, trennt hart hier arm und reich.
Und aus dem Riss der Fugen kriechen hoch die alten
von Fremdenhass vergrätzten Spukgestalten,
tun es Nationalisten andrer Ländern gleich.

Mir scheint, die Macht der Neoliberalen
hat wie die Bankenkrise auch dazu geführt,
dass (zudem wegen hoher Flüchtlingszahlen)
sich viele EU-Bürger schwarz ausmalen,
man werde falsch von Brüssel aus regiert.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Herbststimmung im Park

Das Sommerlied verklungen, Nebel weben
die Landschaft fahl in feuchte Schleier ein.
Vom Krähenruf durchdrungen, Hauch von Leben,
das graue Spiel von Tod und einsam sein.

Der helle Traum vom goldenen Oktober
erwacht am Mittag, wenn hier unverstellt
die Sonne scheint und glühendes Zinnober
des Ahorns leuchten lässt in klarer Welt.

Da wirken Abschied dir, auch Herbst nicht bitter,
du siehst die Farbenschönheit dieser Zeit,
die doch vor Blätterwelken, Raureif-Flitter
hier Park und Wald schenkt noch ein Festtags-Kleid.

Ahnst schon den Neubeginn und lernst verstehen
des Lebens Kreislauf, Werden und Vergehen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,2019

Wasser des Lebens

Wasser

sprudelt kühl
aus der Quelle,
rauscht im klaren Bach,
Leben

Leben,
der Fluss
strömt zum Meer,
trägt Schiffe zum Hafen,
Lasten

Lasten,
giftiges Altöl,
verklappt im Meer,
stummer Schrei der Fische,
Tod

Tod
des Wassers
Pflanzen,Tiere, Menschen
sterben durch eine maßlose
Habgier.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2010