In der Fremde

DSCN7230

Zurückgeworfen
auf den brüchigen Stufen
kletterst du weiter,
suchst noch immer deinen Weg,
ein Nomade ohne Pferd.

Der Steppe Weite
unter den blauen Himmeln
hast du verloren,
und in den Hochhausschluchten
welken die Tage dahin.

Du träumst von Rückkehr,
der roten Abendsonne
dort am Horizont
und bestaunst den Löwenzahn,
dessen Kraft den Asphalt bricht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Frühlingshaft

Zissi

Die milden Tage
scheinen Flügel zu verleihen
auch dem, der vage
sich hat entfernt von Daches Trauf‘.
Die Lustansage
lässt Erfolg ihm angedeihen,
er darf sich fühlen obenauf.

Heut in der Frühe
hörte ich die Amsel singen.
Mir war, als blühe
hier ein Frühlingstag hell auf,
und ohne Mühe
würde es auch mir gelingen,
zu starten einen neuen Lauf.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Lebens Kraft

Es träumt in Frühlings „Wart-ein-Weilchen“,
das Blütenköpfchen hoch gereckt,
blauäugig, herzig hier das Veilchen,
dass es der Sonne Strahl entdeckt.

Sogar in dunklen Mauerritzen,
an Gossen-Rändern, im Asphalt
sieht man so manches Pflänzchen spitzen,
ob endlich weiche Winterkalt.

Mir zeigt’s, wie unermüdlich Leben
sich sucht trotz Widrigkeit den Weg,
beharrlich will zum Lichte streben,
dieweil ich grübelnd überleg‘.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Frühsommer-Licht

Die Feuermale,
roter Mohn in den Wiesen,
ein Sonnengeschenk.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsbefreiung

Auch du trugst Schnee in deinen Haaren.
Als dich der Sonne Strahl erfasst’,
erkanntest du die Last der Jahre,
befreitest sorgsam Ast für Ast.

So wird der junge Frühling greifen
ins Herz dir, lässt dich leicht nun gehen.
Wohin auch deine Blicke schweifen,
siehst du das Leben neu entstehen.

Und leise tönt ein zartes Klingen,
wird zum Crescendo, füllt den Raum.
Das Lied, das schlief, beginnt zu singen
in dir, es blüht dein Frühlingstraum.

© Ingrid Herta Drewing

Silvesterwünsche

Und wieder geht ein Jahr zu Ende,
ein neues grüßt im Januar.
Wir Menschen an der Zeitenwende
umarmen, schütteln uns die Hände
und wünschen uns ein gutes Jahr.

Als hätten Wünsche die Magie
und würden wie im Märchen wahr…
Er scheint dir fast als Idiotie
der Traum von Glück und Harmonie
der Welt, die friedlich, wunderbar.

Und doch, aus allem spricht dies‘ Hoffen,
ein Leben, das auf Zukunft baut,
verdrängt, was Böses uns betroffen,
sich haltend für das Gute offen,
wenn es so optimistisch schaut!

Wer glaubt, erbittet Gottes Segen,
weiß sich in seiner Hand geborgen
und fürchtet nicht, auf neuen Wegen
zu fallen, fühlt, Gott wird ihn hegen,
geleiten hin zu hellem Morgen.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstlied

Es hat der Herbst die Bäume angehaucht,
die morgens sanft im Nebelbett noch ruhen,
und auch die Heide träumt in zartem Rauch;
die Glockenelfe tanzt in feuchten Schuhen.

Doch mittags darf im Sonnenschein erstrahlen
das weite Land in seinem Pflanzenflor,
wo die Natur in farbenfrohem Malen
still zaubert ihrer Töne Gold hervor.

Und lässt hier schön die hellen Saiten klingen,
spielt Indian summer, macht den Himmel weit,
und dennoch schwingt der Abschied in dem Singen,
erzählt von langem Traum in stiller Zeit.

Wenn sich der Pflanzen Leben nimmt zurück,
um Kraft zu sammeln für das Frühlingsglück.

Ingrid Herta Drewing