Archive for the Category Kinder

 
 

Der einsame Schneemann

dscn8205Der erste Schnee,
gefallen über Nacht .
Es freuten sich die Kinder,
nachdem sie, froh erwacht,
ins Freie stürmten,
an der weißen Pracht.

Und einen Schneemann
bauten sie im Garten,
mit Möhrennase,Knöpfen
und auch Hut.
Den Besen fest im Arm
muss stumm er warten,
kann kehren nicht,
es kleidet ihn nur gut.

Und in der Nacht, als sacht
der Mond am Himmel scheint,
sieht Finchen, aufgewacht,
dass dieser Schneemann weint.
Er weint, weil er muss einsam sein,
fühlt sich in dieser Welt allein.

Die Großen herzhaft lachen,
als sie’s erzählt am Morgen .
Doch Finchen schwört ,
sie mache sich da Sorgen ,
sie habe all die Sachen
genau gesehen und gehört.

Bald auch den andern Kleinen,
von der Idee betört ,
will alles wirklich scheinen.
Und weil es sich gehört ,
helfen sie Finchen schlau,
und bauen für den Schneemann
nun schnell noch Kind und Frau.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden,Nerotal, 10.01.2017

Unbegreiflich

Senryu zu Sylvia Magdalena Röhrls Bild

Pergamentverlies,
nach Hilfe sucht diese Hand
und greift ins Leere.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer / Klage einer Mutter

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den Augen vieler Menschen.

Klage einer Mutter

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Zu Monets Gemälde „Klatschmohn in der Gegend von Argenteuil“

Inmitten einer Sommerwiese,
umwallt von Gräsern, rotem Mohn
spazieren klein Michel, Louise
gemächlich hier auf grünem Fliese.
Madame Monet folgt mit dem Sohn.

Im Hintergrund umrahmen Bäume
ihr helles, rot bedachtes Haus.
Auf sanfter Landschaft Mittags-Räume
und Lichtes Impressionen, Träume
des frühen Sommers schaut’s hinaus.

Hier lässt des Malers Blick dich schweben,
wo Wolkenweiß Blauhimmel kennt
und Wiesenwogen, Mensch und Leben
natürlich, anmutig verweben,
was sonst so oft durch Hast getrennt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Krähe Klara

Des Mittags saß mit guter Sicht
die Krähe Klara auf der Laube,
sich wärmend in der Sonne Licht,
als dort im stillen Rosengarten
ein Ungetüm begann zu starten,
bereit zu Lärm und wüstem Raube.

Zunächst beachtete sie’s nicht
und fühlte sich bestärkt im Hoffen,
hier oben drohe kein Verzicht,
denn dieses Monstrum auf der Wiese
war klein gedrungen und kein Riese.
So sah sie sich auch nicht betroffen.

Doch sehr schnell schwand die Zuversicht,
denn brummend kam das Ding da näher,
und Klara sah sich in der Pflicht,
jetzt hier sehr wachsam aufzupassen,
den Feind nicht an ihr Nest zu lassen.
Sie lauerte nun wie ein Späher.

Als es sich durch die Wiese fraß
und Blumen, Blüten, Gräser fielen,
flugs Klara alle Scheu vergaß,
stieß wie ein Habicht da hernieder,
kaum achtend auf ihr glatt Gefieder,
um mit dem Schnabel hart zu zielen.

Wild hackte sie auf ihm herum,
saß kämpfend dort auf seinem Rücken.
Jedoch dies Ding nur surrte dumm,
war weiterhin auf Todes-Reise,
die Gräser stürzten massenweise.
Ihr Angriff schien so nicht zu glücken.

Doch Klara gab so schnell nicht auf,
packt‘ mit dem Schnabel kleine Kiesel,
die warf sie in des Monsters Lauf.
Schon bald begann das Ding zu mucken,
stand schließlich still nach letztem Zucken,
denn schnell war Klara, wie ein Wiesel.

Wer immer sich auch will erfrechen,
bedenke wohl: Des Schwachen Mut
kann doch verhindern Mähen, Dreschen,
denn er kämpft für sein höchstes Gut!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Aleppo-Fanal,15. Februar

Wie kann der Mensch sich zeigen so verroht
und Schulen, Krankenhäuser bombardieren,
zu schicken viele Kinder in den Tod,
um grausam hier nur Macht zu demonstrieren?

In Trümmergrau und Tod der Tag versinkt.
Des Krieges Fratze scheint zu triumphieren,
wenn Leben weicht, das Land im Leid ertrinkt
und Tausende hier Heim und Halt verlieren.

Die Schuld an diesem ferngelenkten Tod
schiebt eine Macht der andern in die Schuhe.
Im Hochmut ignorier’n sie Syriens Not,
im Bombenhagel findet’s keine Ruhe.

Wann endlich schließt ihr dauerhaften Frieden,
hört auf damit, dies‘ Land zu bombardieren?
Wann ist’s den Menschen endlich dort beschieden,
zu leben, nicht nur Leid, Not,Tod zu spüren?

© Ingrid Herta Drewing,2016

Winter in Wiesbaden

Es zeigt in winterlichem Kleide
sich hier nun auch die kleine Stadt,
nachdem die grüne Weihnachtsfreude
sich frühlingshaft gegeben hat.

Jüngst fiel der Schnee in dicken Flocken.
Am Warmen Damm, der Teich vereist.
In Scharen viele Vögel hocken
am Wasserloch, das Wärme speist.

Der Nilgans-Clan, Stockenten, Tauben
und Krähen sind im Aufgebot,
Brotkrumen hurtig aufzuklauben,
ein freundlich‘, kindlich‘ Angebot.

Possierlich ist es anzuschauen,
dies‘ Bild der winterlichen Welt,
wo Freude und Natur-Vertrauen
der Kinder Blick in Atem hält.

Bald breitet Abend seine Stille
hier sanft auf Park und Straße aus.
Die blaue Nacht, der Sterne Fülle
begrüßt den Vollmond überm Haus.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Kinderwunsch im Winter

Deutschland hat jetzt Wintertage,
Fernsehsender zeigen’s gern.
Doch trotz Wettervorhersage
gibt’s hier weder Schnee noch Stern.

Kämen doch die zarten Flöckchen
endlich auch zu uns geschneit,
tanzten leicht in weißen Röckchen,
fern wär‘ kalter Nässe Zeit.

Würden wir den Schneemann bauen,
vor dem Hause sollt‘ er stehn,
lustig auf Passanten schauen,
die sich freuen, sagen :“Schön!“

Von den Hängen Schlitten fahren!
Ach zu lange ist das her,
denn auch in vergang’nen Jahren
war der Winter keiner mehr.

Los, Frau Holle,Betten rütteln,
dass es nur so stiebt und flockt,
hurtig Schnee aus Wolken schütteln,
damit Winter weiß hier rockt!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Dezembertag

So grau benebelt zeigt der Tag
hier heute kein Advents-Gesicht.
Jedoch der Weihnachtsmarkt,er mag
erglänzen hell in warmem Licht.

Wiesbadens Lilien-Lichter blühen;
der Tannenbaum dort leuchtend strahlt.
Aus blauen Tassen, schön bemalt,
lässt heißer Wein die Wangen glühen.

Klein-Kinder sitzen stolz auf Pferden,
geh’n mit dem Karussell auf Reisen.
Und hoch vom Turm Carillon-Weisen
besingen Frieden, Freud‘ auf Erden.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Morgenröte

Als schenke sie ihr Lächeln nun dem Tag,
zeigt Morgenröte zart am Himmel sich,
und aus der Dämmerung sich lösen mag
Dezembermorgens froh‘ Adventsgesicht!

Vorbei das Regengrau, das triste Bild!
Der Sonne Licht will klar den Tag verschönen,
und wir genießen dieses Wetter, mild,
das nun auch uns hier heute wird verwöhnen.

Der Arbeitstag beginnt jetzt leicht, beschwingt;
auch Rentner lockt die Helligkeit hinaus.
Die Kinder, die sie auf den Schulweg bringt,
erzählen angeregt vom Nikolaus.

So lobe ich mir hier den Wintermorgen,
zwar fehlt noch Schnee, doch wir sind sonn-geborgen.

© Ingrid Herta Drewing,2015