Archive for the Category Poetologisches

 
 

Verkannter Poet

Verschnupft las er, er sei ein Schleimer.
Das fand er doch nun desaströs,
dass er als altgedienter Reimer
so weg geworfen in dem Eimer
der Kritiker, die fast nervös,
im Wort Verwursten Meister gar,
ihn falsch einschätzten, offenbar.

Drum gab’s für ihn kein Ruhen, Rasten.
Um diesem Bild schnell zu entflieh’n,
bewegte er flott Entertasten,
ließ Worte ungereimt so hasten,
im Prosalyrischen erglüh’n.
Und bald vernahm er, wunderbar,
dass er modern, Poet fürwahr.

Sogar der Karl kam, wie’s ihm eigen,
und bot sich als „Verleger“ an,
durft‘ ihm die Unterwelt nun zeigen,
poetisch führ’n zum großen Schweigen,
wie man es in der Gruft nur kann.
Und überm Grab am Lorbeer-Aste
sanft schaukelt eine Entertaste.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,2019

An eine Poetin

Sag, willst du nicht auch mal rappen,
Wörter im Stakkato steppen,
so als sei’s ein Sprechgesang
Paarreime wie kurze Treppen
reihen, immer weiter schleppen,
folgend einem flotten Drang?

Nein, du machst dich nicht zum Deppen!
Mode ist es doch zu rappen,
Poetry als Bühnen-Slam.
Mancher mag die Sprache neppen,
sie im Reim dann aufzupeppen,
heißt’s und sei es auch plemplem.

Ja, sogar die Gangster-Rapper,
die als laute Schimpfwort-Schlepper
Hass verkünden, Frust als Mut,
haben ihre Fans; als Nepper
scheffeln Kohle sie, je depper
sie im Wortschwall zeigen Wut.

Nein, du willst nicht danach schielen,
lieber lyrisch wirken, spielen
mit Bedeutung, Bild und Klang.
Folgst dem eignen Sinn, den Zielen
einer Poesie, die vielen
Texten schenkt im Takt Gesang.

© Ingrid Herta Drewing,2019

Gedicht

Wenn mir dies‘ sorgende Sinnen
tief in die Seele bricht,
und kaum ein heilend‘ Entrinnen
mir zeigt ein neues Beginnen,
treibt mich dies Sehnen nach Licht.
und ich schreib ein Gedicht.

Im Klang der Worte ein Gleiten,
von Reimen und Bildern erfüllt,
folge ich flüsterndem Leiten,
vergesse Alltag und Zeiten,
nur Phantasie dann noch gilt,
die mich so wohlig umhüllt.

© Ingrid Herta Drewing

Einflüstern

Ach ließest du schlimme innere Stimme
es doch, mir Klänge ins Ohr zu flöten,
sanft summend, als hieße dich eine Imme
den Nektar zu suchen, der ihr vonnöten.

Du animierst mich in Reimen zu schreiben
und flüsterst mir zu sogar im Sonett.
Da fragst du nicht, ob dieses Betreiben
gefällt und außer mir auch Leser hätt‘.

Die Bilder, die mir in Worten aufscheinen,
sie reihst du gern ein in rhythmischem Tanz,
um Sinn, Bild und Klang poetisch zu einen,
scheust du nicht zurück vor Ulk, Firlefanz.

Doch leider kann ich mich dir nicht entziehen,
es sei denn, ich würde mich selber fliehen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Gedichte

Ich reim‘ mich durch die Tage,
auch nachts, beständig;
auf dass es mir behage,
vergessen macht manch Plage,
fühl mich lebendig.

Und höre dieses Klingen,
Wortmelodien,
ein süßes, innres Singen,
das mich ergreift, ein Schwingen
in Harmonien.

Es reihen sich die Worte
in Versen, Klängen
und Bildern, die ich orte
poetisch an der Pforte,
reim‘ frei von Zwängen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Gedicht

4.0M DigitalCAM

Nur Worte, die ihr leises Lied mir singen,
Verszeilen, die sich reimen, stimmig finden,
sich kreuzen, schweifen und umarmend binden,
in einer Strophe miteinander klingen;
und dennoch halten sie für kurze Zeit
die kleine Freude für den Tag bereit.

Mal kommen sie daher im grauen Kleide
und klagen, wüten, wollen sich verzehren,
vielleicht sogar satirisch noch belehren,
obwohl sie finden keine grüne Weide.
Und dennoch halten sie für kurze Zeit
dies‘ Hoffen auf Veränderung bereit.

Dann wieder strahlen sie in lichtem Glanze,
geraten ob der Schönheit fast ins Schwärmen,
wenn die Natur schenkt, was den Blick mag wärmen,
ihn einlädt mit dem Farbenrausch zum Tanze.
Und dennoch halten sie geraume Zeit
die Wehmut um Vergänglichkeit bereit.

Nur Worte, doch auch Hauch von meinem Leben,
das mit im Licht der Jahreszeiten schwingt
und schauend seine kleinen Weisen singt,
sich darf dem Lächeln zärtlich hier verweben.
So halten sie wohl noch in meiner Zeit,
dies kleine Glücksgefühl für mich bereit.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Freude am Dichten

4.0M DigitalCAM

Wie hab ich’s gut,
ich bin nur Amateur
und dichte vor mich hin,
weil ich es liebe.

Der Worte Flut,
der innren Stimme hör‘
ich zu, seh‘ Bild und Sinn
im Klanggetriebe.

Mir macht es Mut
und mildert manch Malheur,
ich dichte und ich bin,
ob’s auch beliebe.

In sichrer Hut
treibt mich mehr Wunsch als Pflicht,
zu bilden einst einmal,
dies einzige Gedicht,
das Kunst verspricht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Harmoniesüchtig

Version 3

Statt harsch satirisch mich zu üben –
dazu gibt es wohl weidlich Grund,
weil viele nun die Wasser trüben
mit Hass und Schmäh von hüben, drüben
da nehmen allzu voll den Mund –
wähl‘ ich das Gute, das geblieben:

Es mache mir das Herz gesund,
geh über Brücken, seien’s sieben,
und sing das alte Lied vom Lieben,
die Harmonie sei mit im Bund.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Dichte

Nicht nur an Autorentafeln
findet man den Hang zum Schwafeln.
Wo mit Worten man besticht,
werbewirksam was auftischt,
mag man wörtlich gern jonglieren,
und geschickt manipulieren,
sich so flugs in Szene setzen,
auch im Internet vernetzen,
ob mit Schlagwort, mit Bericht.
Nur der Dichter im Gedicht
lasse sich von Dichte leiten.
Will er Bilder, Klang ausbreiten,
frage Muse ihn beizeiten,
ob das Poesie entspricht.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Reduktion

Manchmal lässt mich Denken
sagen kurz und klar,
dass im sich Beschränken
liegt etwas, das wahr.

Mag mit Worten sichten,
Redundanz-Verzicht,
um ganz dicht zu dichten,
fein ein klein Gedicht.

© Ingrid Herta Drewing,2017