Archive for März 2015

 
 

Abschiedsgedanken

Wir Menschen, Meister im Verdrängen,
hier leben auf dem Weltenrund,
als ob wir ewig Lieder sängen,
von Tod nichts wüssten, uns nicht zwängen
des Lebens Grenzen, letzte Stund.

Uns trägt die Phantasie, schenkt Flügel,
verleiht uns Freude, Lebensmut.
Zwar ahnen wir des Todes Hügel,
jedoch wir halten fest die Zügel
und lenken unser Dasein gut.

Und müssen wir das Leben lassen,
dereinst von dieser Erde gehn,
erkennen wir noch im Verblassen,
dass alles, was wir gerne fassen,
geliehen war – und doch so schön.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingserwachen

In jedem Sonnenstrahl, der nun erglüht,
regt sich ein Pflänzchen und erblüht.
Die kleine Welt erwacht im Frühlingssehnen.
Auch du, verwundert, wie dir nun geschieht,
singst wieder mit des Lebens Lied,
befreit von alten Stützen, Winterlehnen.

Hinaus lockt dich die Luft, die nun doch mild,
der frische Duft, das Blütenbild,
die Vögel, die im Garten lieblich singen.
Fühlst dich beschwingt wie sie, so froh erfüllt.
Dies’ Lied, das deinen Kummer stillt,
dringt tief dir in die Seele, zärtlich Klingen.

© Ingrid Herta Drewing

Vorfrühling

Des Frühlings Boten grüßen in den Gärten,
Schneeglöckchen, Winterlinge als Gefährten,
auch leuchtend gelb und lila Krokus‘ Schau.
Die Amseln sich auf hohe Wipfel schwingen,
um lieblich ihre Lieder dort zu singen.
Die Sonne strahlt, erhellt des Himmels Blau.

Noch ist es kühl, die Menschen sich warm kleiden.
So mancher muss sogar an Grippe leiden,
und Schnupfenmonster packen launig zu.
Doch bald wird gänzlich Lenz die Not bezwingen,
die Blütenlieder werden licht erklingen,
und Winters Spuk weicht aus in Nordpols Ruh‘.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Mensch und Kunst

Wird, was gewesen, irgendwo noch bleiben,
die Worte, Klänge und der Farben Licht?
Wer wird es lesen, was die Dichter schreiben,
wenn Alltags Enge fordert harte Pflicht?

Wird alles enden, sinken ins Vergessen,
verblassen Schönes, sanftes Morgenrot?
Wird Härte blenden und das Leben messen,
beschließen jenes, was nur nutzt in Not?

Sie werden’s wenden, jene, die da lieben,
andächtig lauschen, wenn Musik erklingt,
auch Freude spenden, sich in Künsten üben
und auszutauschen, wenn die Seele schwingt!

Solange Menschen sind auf dieser Erde,
gehört auch ihre Kunst zum „ stirb und werde!“

© Ingrid Herta Drewing,2015

Am Brunnen

Am Brunnen
saßen zwei Löwen,
die hielten die Tatzen
versonnen
ins Wasser hinein.

Und neben ihnen
drei Spatzen
bespritzten einander hinwieder
und plusterten ihr Gefieder
und tranken
vom Wasser wie Wein.

Die Löwen,
stoisch in Mienen,
nahmen davon nicht Notiz,
sie dachten an höheres Sein
und harrten,
sonnenbeschienen,
in grauem
Marmorgestein.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingserwachen

In leuchtend hellem Sonnenlicht
erstrahlt hier heut ein junger Morgen,
der uns beherzt von Frühling spricht,
weg wischt die müden Wintersorgen.

Lässt uns beschwingt den Tag beginnen,
weckt wieder neu des Lebens Lust.
Vorbei dies nebeltrübe Sinnen,
dem Lächeln weiche alter Frust!

Jetzt nahen sie, die lichten Tage.
Des Frühlings Boten sind im Land.
Mit farbenfroher Blühansage
schenkt er sein knospenreiches Pfand.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Frühlingshauch

Ein Frühlingshauch liegt auf der Stadt,
die Sonne scheint und Vögel singen.
Ein Schneerest noch im Park, sonst hat
die Wiese Grün hervorzubringen.

Nilgänse watscheln hin zum Teich,
der nun vom Eise ist befreit.
Die Weiden wachsen, knospenreich,
zum Frühlingsblühen schon bereit.

Auch wenn die Luft mich kühl berührt,
ist mir doch frühlingsleicht der Sinn;
die Zaubernuss, in Blütenzier,
lässt schwinden Wintersfrust dahin.

© Ingrid Herta Drewing

Erster März

Es dräut der Nebel dicht,
vom Grau besessen.
Der Farben Traum im Licht
von Hoffnung, Zuversicht,
er scheint vergessen.

Doch dort im Wiesengrün
blüh’n Krokusgrüppchen,
bewahren mutig ihn,
hell,lila, gelb sie glühn,
recken die Köpfchen.

Und zärtlich knüpft ein Band
des Frühlings Weise,
schenkt so mit milder Hand
dem wintermüden Land
das Lächeln, leise.

© Ingrid Herta Drewing,2015