Archive for September 2015

 
 

Herbstbeginn

Nun schließt der Sommer seine hellen Augen
und bettet sich für lange Zeit zur Ruh’.
Der junge Herbst will als Ersatz uns taugen,
beeilt sich und läuft lachend auf uns zu.

Er ist bekannt als lustiger Geselle.
Den Kindern trägt er Drachen in den Wind.
Auch in den Gärten ist er gern zur Stelle,
küsst Astern wach, macht Früchte reif geschwind.

Lässt Sonnenlicht noch pralle Trauben herzen,
damit sie Süße bringen in den Wein;
ist heiter, aufgelegt zu flotten Scherzen,
ruft schalkhaft: “Fangt die Hüte wieder ein!“

In frischer Luft und hehr im Golde strahlend
zeigt er uns üppig seiner Blätter Pracht,
bevor er sie, mit roten Tönen malend,
zum Flammenkleid der Wirbelwinde macht.

Lasst gönnen uns dem Sommer diese Pause,
begrüßen wir die nächste Jahreszeit!
Wer froh nach vorn schaut, fühlt sich wohl zu Hause,
wenn auch einmal ein wildes Wetter graut.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommer

Ein himmlisch klarer Tag!
So sonnentrunken,
wie er sich auf dem See
nun spiegeln mag;
und Strahlenfunken
tanzen in die Höh‘,
wo gestern Trübe lag.

Die Birke trägt ein Kleid
aus goldner Seide,
spielt hier die Königin,
ist Herbst bereit;
und ihr Geschmeide
glänzt im Wasser hin
für eine kurze Zeit.

Des späten Sommers Bild
dringt in die Seele,
gleicht einem lieben Blick,
so sonnig mild;
und nichts verhehle
dir jetzt dies kleine Glück,
das wohlig dich erfüllt!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Lindenblätter auf nassem Asphalt

Auf dem Asphalt ein Aquarell
aus goldnen Lindenherzen.
Der Regen, der als Herbsts Gesell
die Blätter raubte, war zur Stell,
bereit zu rauen Scherzen.

Doch du setzt sorgsam deinen Schritt,
willst nicht das Bild zerstören.
Als teile dir der Baum hier mit,
dass man sein Herzblatt nicht zertritt,
magst du’s als Bitte hören.

Vielleicht erinnert die Natur
dich an dein endlich‘ Wesen,
und du erhoffst, dass deine Spur
erhalten bleib‘ auch, sei es nur
als Bild, das wer wird lesen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Praktische Vernunft

Es kriecht das Elend aus der Fremde
und meldet sich vor deinem Haus.
Es greift nach dir und deinem Hemde,
du fürchtest schon, es zieh‘ dich aus.

Da kannst du stumm die Augen schließen,
doch so vermagst du nicht zu steh’n,
und will es dich auch fast verdrießen,
du musst ihm in die Augen seh’n!

Es gilt, zu helfen und zu handeln,
nicht Rat und Worte nur allein
hier fruchten; willst du menschlich wandeln,
musst du aktiv dich bringen ein.

Gemeinsam hier im Chor mit andern
vermeiden Leid durch Harmonie,
tatkräftig sein, statt zu salbandern,
fernab von Bla-Bla-Idiotie!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbst

Und Früh-Herbst hat mit goldnen Spitzen
der Bäume Blätter schön verziert,
die aus dem Grün nun strahlend blitzen,
wenn Sonne sich den Tag erkürt.

Das Eichhörnchen beginnt jetzt leise
die Sammel-Tour beim Haselstrauch.
Noch singt der Wind Spätsommers Weise,
die milde Luft verwöhnt uns auch.

Zwar brachen Vögel auf zur Reise,
der Süden lockt wie jedes Jahr.
Doch Amseln, Finken und auch Meisen
hier bleiben, trotzen der Gefahr.

Die Elstern keckern, Krähen krächzen,
versuchen da ihr rostig‘ Lied,
dieweil wir bald nach Wärme lechzen,
wenn Spätherbst frostig ist bemüht.

Jedoch,wenn kühle Nebel künden
uns Herbstes dunkle Seiten an,
so werden Feuer wir entzünden:
Der Mensch schützt sich so gut er kann.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Stadt-Kultur im Herbst

Ein warmer Regen lässt noch Sommer grünen,
obwohl auch Gelb schon aus den Bäumen fällt.
Allmählich richtet her der Herbst die Bühnen
und übt sein Farbenlied in Park und Feld.

Schon längst entflog die Schwalben-Schar nach Süden,
und auch der Kranich-Zug beginnt nun bald.
Der Tag erwacht verspätet, nebel-müde;
die Krähen zieht’s zur Stadt am nahen Wald.

Hier locken Feste, Licht und pralles Leben.
Nicht nur der Dörfler kennt sein Ernte-Bild.
Musik,Theater, Dicht-und Malkunst geben
uns Städtern Muße, die Kultur erfüllt.

Mag auch Natur mit Nebel-Dichte dräuen,
wir finden stets den Anlass, uns zu freuen!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Septembermorgen

Im Regenkleid zeigt dieser Tag doch nun
recht wenig von des späten Sommers Milde.
Da mag man morgens noch ein Weilchen ruh’n,
bevor des Tagwerks Pflichten sind im Bilde.

Und auch die Tauben, die dort auf dem Dach
so tief verkrochen sind im Grau-Gefieder,
ob die wohl werden durch die Dusche wach?
Sie sitzen stoisch da und wirken bieder.

Jedoch die Pflanzen jetzt schon frisch erglänzen
im Regen, der so lange ausgeblieben.
Bevor der Herbstwind ruft zu wilden Tänzen,
wird noch ein Blätterlied in Grün geschrieben.

Auch uns erschreckt nicht Herbstes trüb‘ Gesicht;
nach Regen strahlt bald wieder Sonnenlicht!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Spätsommer-Mittag

Mittag ist es, Glocken läuten.
In die Stille trägt ihr Klang
zartes, fühlendes Bedeuten,
dieses späten Sommers Sang.

Hier im Park, vertieft in Träume,
weile ich in milder Luft;
und die golden-grünen Bäume
teilen schon des Herbstes Duft.

Nähme gern die Zeit gefangen,
haltend diesen Augenblick,
dass ein späteres Verlangen
trüg ’s ins Leben mir zurück.

Nicht verweilt, was wir erleben,
denn die Zeit hält ihren Schritt.
Doch der Seele frohes Beben
schreibt die Glücksmomente mit.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstlied

Es hat der Herbst die Bäume angehaucht,
die morgens sanft im Nebelbett noch ruhen,
und auch die Heide träumt in zartem Rauch;
die Glockenelfe tanzt in feuchten Schuhen.

Doch mittags darf im Sonnenschein erstrahlen
das weite Land in seinem Pflanzenflor,
wo die Natur in farbenfrohem Malen
still zaubert ihrer Töne Gold hervor.

Und lässt hier schön die hellen Saiten klingen,
spielt Indian summer, macht den Himmel weit,
und dennoch schwingt der Abschied in dem Singen,
erzählt von langem Traum in stiller Zeit.

Wenn sich der Pflanzen Leben nimmt zurück,
um Kraft zu sammeln für das Frühlingsglück.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Löwenzahn

Ein Sonnenkönig thront im Gras,
kennt Herbst noch; doch im Mai
glänzt satt in Gelb er, ohne Maß,
als ob er Frühling sei.

Und seine schöne Sternrosette
ziert grün sogar Asphalt;
als ob er Löwenzähne hätte,
nagt er sich einen Spalt.

Der Blüte Reife wird zum Licht,
das sich in Wiesen fügt,
bis jedes Körnchen aus dem Dicht
der Pusteblume fliegt.

Die Schirmchen schweben mit dem Wind
weit in die Welt hinaus.
Und manches findet, liebes Kind,
ins Gärtchen vor dem Haus.

© Ingrid Herta Drewing,2015