Mittagsstunde

Es kommen aus der Küche Kräuterdüfte,
die würzig, herb den Töpfen hier entsteigen!
Ein fernes Flugzeuggrummeln in den Lüften,
ansonsten lädt die Stille ein, zu schweigen.

Der Mittag feiert seine eigne Stunde;
im Garten schläfrig, sanft Frühsommer träumt.
Es hat der Vögel muntre Sangesrunde
den Platz für ’s Bienensummen, zart, geräumt.

Als übe so der Tag ein Innehalten.
Bevor er sich geschäftig wieder gibt,
lässt auch der Mensch nun Mittagsruhe walten,
genießt beschaulich, was sein Gaumen liebt.

Um dann, gestärkt durch Speisen und Besinnen,
auf ’s Neue mit der Arbeit zu beginnen.

© Ingrid Herta Drewing

Erwartung

Mit unschuldsblauen Augen blickt der Tag
am Morgen dir ins blasse Angesicht.
Geheimnis ist, was er heut’ bringen mag,
ob es dir gar missfällt, ob ’s dir behagt,
magst du erahnen, doch du weißt es nicht.

Oft überrascht dich eine Kleinigkeit,
ein Schmetterling, der kurz bei dir zu Gast
auf dem Balkon, die Blüten wählt zur Rast
und dort verweilt in seiner Leichtigkeit,
bevor er weiter fliegt, ganz ohne Hast.

Vielleicht siehst du schon erste Schwalben schweben.
Als Sommers Boten kehren sie zurück
Ihr Anblick schenkt dir dieses kleine Glück,
verspricht dir Wärme, lichtes, leichtes Leben
im hellen Sonnenschein, der dich erquickt.

Gewiss darfst du viel Schönes nun erwarten.
Jetzt teilt ’s Natur in reicher Fülle aus.
Es wird zum Paradies der kleine Garten,
das Wachsen, Blühen durfte wieder starten,
und auch die Rosen ranken sich um ’s Haus.

© Ingrid Herta Drewing

Milder Frühlingstag

Es streift der Frühling lächelnd durch die Gärten,
weckt Floras Blumenkinder zärtlich auf.
Der milde Südwind ist sein Weggefährte,
wiegt sanft der Bäume Blüten, hier zuhauf.

Ein heller Reigen, Tanz im Sonnenlicht,
wie Watte Wölkchen hoch am Himmel reisen,
und auf der Bäume Wipfel singend preisen
die Vögel lieblich Frühlings Angesicht.

Da magst auch du nicht grau bei Seite stehen;
es scheint dir heut’ das Leben leicht zu sein,
lässt dich in lichten Farben Freude sehen,
du kleidest dich schön frühlingsfrisch nun ein.

So vieles, was verrät des Menschen Spur,
fügt sich doch ein in Bilder der Natur.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsimpressionen

Frühlingssonnenschein
Die Weidenkätzchen
träumen sanft im Licht.
*
Viola, Bellis,
Waisenkinder, zwei und zwei
im Laden stehend,
bitten mit flehendem Blick:
Pflanz’ mich in deinen Garten!

© Ingrid Herta Drewing

Die Sicherheit

Fritz Schnurz war einer von den Leuten,
die sehr auf Sicherheit bedacht,
sich nicht auf Reisen ’mal erfreuten.
Er hat sich nichts daraus gemacht.

Sehr gern blieb er zu Haus’ im Garten.
Da sei er sicher, sagte er.
Mit Flugzeugen zum Himmel starten,
mit Schiffen kreuzen auf dem Meer,
mit Auto, Bus und Bahn zu fahren,
kam nicht in Frage, dies‘ Malheur,
das lehnt’ er kategorisch ab.
Man höre ja so viel seit Jahren
von Unfall, Tod dort, nicht zu knapp.
Wer gebe ihm da Schutz, Gewähr?

Jedoch das Leben, das uns wichtig,
zeigt uns, man macht nie alles richtig.
Und eines Samstags um Halbzehn
sah man Fritz Schnurz im Garten steh’n.
Er schnitt dort liebevoll die Rosen,
ließ sich von ihrem Duft liebkosen;
da traf ihn plötzlich, sapperlot,
ein schweres Teil aus Weltraumschrott!
Es fiel ihm hart auf seinen Kopf,
zusammenbrach der arme Tropf.
Herr Schnurz, der nun in großer Not,
fiel in die Rosen und war tot.

„Ein schöner Tod“, meint’ Nachbar Schmitt.
Er mag ’s so seh’n, darf ja noch leben.
Ansonsten teilt uns dies wohl mit:
Die Sicherheit, die wird ’s nie geben.

© Ingrid Herta Drewing

Schlechte Nachrichten

Ein trüber Tag erwacht mit Sorgenfalten,
die neueste, schlechte Nachricht, wie bestellt.
Der letzte Rettungsschirm hat nicht gehalten.
Schon wieder ein Taifun! Verheerend walten
Erdbeben, wütend, auf dem Dach der Welt.

Da möchte man sich matt das Frühstück schenken;
das Schlimme hier, so scheint es, wächst behände.
Doch solltest du Vergangenes bedenken,
als nah am Abgrund man auch musste lenken,
Zitterpartien, und dennoch gutes Ende.

So trinkst du deinen Tee im Gottvertrauen,
dass er es noch erträglich werden lässt,
beginnst damit, dich seelisch aufzubauen,
kannst wieder freudig in den Garten schauen,
wo nun der Herbst beginnt sein Farbenfest.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommer IV

Der Himmel blau, der Morgen kühl,
und Herbst steht vor den Toren.
Vorbei die Zeit, da es so schwül;
Jedoch des Sommers Wohlgefühl
ging uns noch nicht verloren.

Da blüht und duftet es im Garten,
wo in den Rosenhecken
vereinzelt Hagebutten warten,
hier rot den Feuertanz zu starten
in ihren Blattverstecken.

Noch schlafen fest im Stachelbett
die braunen Esskastanien;
kein Sturm sie wachgerüttelt hätt’.
Und auf Frau Sommers Fensterbrett,
da leuchten hell Geranien.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommertag

September schenkt mit seinen milden Händen
zu Sommers Abschied goldnen Sonnenschein
und zaubert mittags, glühend im Gelände,
die letzte Süße noch in Obst und Wein.

Schönwetterwolken schweben in den Lüften
und drin im Haus, da duftet es so süß
nach Pflaumenkuchen, Mus, bekannten Düften
aus Mutters trautem Küchenparadies.

Gemeinsam um den Tisch sitzt froh die Runde,
sich labend an Kaffee und Kuchenschmaus.
Im Garten nun genießen wir die Stunden
in warmer, frischer Luft hier vor dem Haus.

Und freuen uns an diesem kleinen Glück,
womit der späte Sommer uns entzückt.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerdüfte

Es sind des Morgens diese schwülen Lüfte,
die nur ein leichtes Windchen will bewegen,
gar reich erfüllt von vieler Pflanzen Düfte,
die hier der Sommer darf im Garten hegen.

Der Rosen Honigmilde im Bouquet,
Petuniendüfte, deren süßes Sehnen
herbstolz Lavendel fängt; in Windes Lee
die Sterne des Jasmins so lieblich lehnen.

Basilikum und Rosmarin, Reseden
erweitern dieses Düfte-Potpourri.
Ich fühle nasenselig mich in Eden,
genieße der Gerüche Sinfonie.

Ein Sommermorgen, der sich duftend schenkt
und meinen Blick auf vieles Schöne lenkt.

© Ingrid Herta Drewing

Wunsch

Wie diese Taube hoch auf der Antenne
im Sonnenlicht des Morgens sich genügt,
so möchte ich von Lärm und Hast mich trennen
und bleiben doch ins Leben eingefügt.

Ja, es bewusst im Wesen auch erfassen,
bevor mein Tag den Abend kommen sieht,
und seine Schönheit auf mich wirken lassen,
das Feuer fühlen, das in allem glüht.

In diesem grünen Land der Wälder, Wiesen,
der Städte, die an Parks und Gärten reich,
wo klare Flüsse hin zum Meere fließen,
Libellen , Silberreiher noch am Teich.

Hier darf ich, bar des Grauens der Natur,
erleben ihre schöne Seite nur.

© Ingrid Herta Drewing