Archive for April 2013

 
 

Frühling

Magnolien leuchten,
und Amseln singen im Park.
Der Frühling ist da.

© Ingrid Herta Drewing

Der Genitiv

Oft geht’s dem Genitiv nicht gut,
es stiehlt der Dativ ihm den Hut,
denn viele unsrer Zeitgenossen
verwenden diesen unverdrossen.

Der zweite Fall als Attribut,
bringt Deutlichkeit in jene Wut,
er oft den Sinn des Satzes trimmt,
wenn er Subjekt, Objekt bestimmt.

© Ingrid Herta Drewing

Warten

In Washington blühen die Bäume,
in Calgary fiel frischer Schnee;
wir hegen im Regen die Träume
von Frühling und Wiesenklee.

Erhoffen die Rückkehr der Schwalben,
der Obstbäume blühendes Glück;
doch noch greift ins Grau allenthalben
hier sehnsüchtig nur unser Blick.

© Ingrid Herta Drewing

Dornröschen-Schlaf

Es singen keine Vögel,
verlassen liegt das Tal,
kein Wind, kein Sonnensegel,
nur grauer Wolken Qual.

Des dunklen Waldes Schweigen
fügt klanglos sich, fast mild,
dem Tann von jeher eigen,
ins grün begrenzte Bild.

Wo bleibt des Frühlings Jubel,
der hellen Tage Licht,
der Vögel Zwitscher-Trubel?
Gelähmt, hier herrscht Verzicht.

Als hätt‘ ein Zauber böse
die kleine Welt verflucht,
bis sie der Lenz erlöse,
der irrend nach ihr sucht.

© Ingrid Herta Drewing

April-Appell

Die Sonne blickt heut‘ golden aus dem Blau,
probiert bereits das helle, leichte Kleid,
damit, wenn Südens Lüfte wehen lau,
sie passend hier erscheint zur Frühlingszeit.

Wir Menschen geh’n hingegen warm gekleidet;
es bläst ein kalter Wind noch aus Nord-Ost.
Des Winters Rückkehr, der das Osterfest uns neidet‘,
bedachte uns sogar mit Schnee und Frost.

Jetzt lechzt nach Lenz hier alles, was will leben,
nach Wärme, Blütenduft und Gärten Zier.
Es mögen unsre Sänger bald einschweben
und künden lieblich auch von Frühling hier!

April, es reicht!Von plumpen Winterscherzen
erfuhren wir wohl schon genug im Märzen!

© Ingrid Herta Drewing

Kimspiele

Und immer noch gelingt es Diktatoren
hier Menschen kalt in ihren Bann zu zwingen,
obwohl doch weltweit heute aller Ohren
und Blicke ihre Machenschaft durchdringen.

Ein ganzes Volk in Geiselhaft zu nehmen,
gelingt wohl nur, wenn’s andre Völker dulden,
sich eigenen Interessen da bequemen
und übersehen des Despoten Schulden.

Solange Eigennutz und Macht gepaart,
wird sich für Diktatoren wenig ändern.
Die Großen dieser Welt schaun gern a`parte,
sie ziehen selbst Marionettenbänder.

Doch Vorsicht, mancher Popanz, der bekannt,
setzte in seinem Wahn die Welt in Brand!

© Ingrid Herta Drewing

Zustimmung

(Kommentargedicht zu Bardolinos Satire “ Böse PLagiate“)

Auch ich hab bereits festgestellt,
dass sich meine Lichtgedanken
im Gestrüpp all jener ranken,
die sie vormals unverhohlen
mir schon vor Geburt gestohlen.

Sokrates, Kant, Kleist und Goethe
bringen mich da sehr in Nöte;
überall spricht das Plagiat,
selbst der Weingeist: Nur Verrat!
Was ist das nur für eine Welt? 🙂

© Ingrid Herta Drewing

Tod

Jäh bricht der Tod ein in des Menschen Leben,
das eben noch verheißungsvoll erblüht’,
und Dunkel legt sich lähmend auf das Streben,
die Frage nach dem Sinn wird neu bemüht.

Der Schmerz der Überlebenden, die Klage
um den geliebten Menschen, der gestorben,
sie zeigt uns nun zu deutlich, dass wir vage
dies Dasein nur verstehen, kaum erworben.

Wenn kalt die Hand des Todes nach uns fasst,
wird uns bewusst, wie wertvoll dieses Leben,
einmalig uns als ein Geschenk gegeben,
und nicht, wie oft empfunden, eine Last.

Drum meidet doch den Streit um Nichtigkeiten,
beginnt einander liebend zu begleiten!

© Ingrid Herta Drewing

Frühlings Spur

Der Duft der blauen Hyazinthen
hier zeichnet sanft des Frühlings Spur,
wird trotzen nun des Winters Finten,
verjagen ihn aus Wald und Flur.

Er naht mit seinen milden Lüften,
mit Blumenflor und Vogelsang,
mit hellen Liedern, Blütendüften
und Sonnenschein,bald tagelang.

Auch uns lässt Lenz da froh erleben,
das zarte Glück, fern Winters Weh;
wir dürfen schauend uns verweben
in Hoffnungsgrün und Blütenschnee.

© Ingrid Herta Drewing

Vorfrühlingsmorgen

Die Luft so seidenweich
und doch erfrischend, klar,
ein Tag, der Sorgen bar,
aus jenem sanften Reich
des Frühlings, der uns nah’.

Noch ist ’s ein zartes Regen.
Das Leben scheint gewillt,
aus stillem Erdenbild
sich grünend zu bewegen;
es keimt und knospet mild.

Der Ringeltaube Flehen,
das dunkel, kehlig klingt,
im Morgen zärtlich schwingt,
lässt uns schon träumend sehen,
was bald der Frühling bringt.

© Ingrid Herta Drewing