Septemberabend im Nerotal

Der Tag singt nun sein Abendlied,
lädt mild im Park sich Gäste ein,
verströmt, da Sonne sanft verglüht,
hier rosafarben zarten Schein.

Die Sonnenblumen, Weges Zier,
die dort von lieber Hand gesät,
sie stehen blühend schön Spalier,
wo schon die Wiese ward gemäht.

Sie grüßen jene kleine Brücke
aus Stein, die übern Schwarzbach führt,
an dessen Ranft im Farbenglücke
der Amberbaum sie leuchtend ziert.

Und in den Wipfeln hoher Bäume
spielt leise wispernd nun der Wind.
Bald werden späten Sommers Träume
hier unter Sternen ruhen lind.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Sommers Saitenspiel

„Ich lad‘ dich ein, hier zu verweilen
in meinem Grün!“, die Landschaft singt.
„Du magst den Sommer mit mir teilen,
musst nicht gestresst durchs Leben eilen,
hör, wie das Lied des Windes klingt!

Er lässt die Gräser sirren, schwingen,
die Wiese seine Harfe sein,
und summend Käfer, Immen bringen
sich ein in dieses helle Klingen
des zarten Saitenspiels am Rain.

Da wandelt sich der Wald, sein Rauschen
stimmt in das Sommerlied mit ein.
Die Buchen,Birken Grüße tauschen,
Milliarden Blätter zärtlich plauschen;
du darfst in ihrem Schatten sein.“

© Ingrid Herta Drewing,2016

Sonntag

Im Osten blinzelt Sonne ins Gelände,
ein Sommertag erwacht mit blauem Blick.
Der Sonntag ruht noch sanft und hält die Hände,
die sonst geschäftigen,nun fromm zurück.

Vom Turm der Kirche läuten hell die Glocken,
und mancher Schläfer wünschte sie gern fern.
Doch Gläubigen gefällt’s; wie ein Frohlocken
der Engel, ruft es sie zum Haus des Herrn.

Ermuntert, in Bewegung jetzt geraten,
spaziert man durch den Park; des Sonntags Ruh‘
tut gut nach einer Woche Arbeit, Taten.
Man kommt zu sich und hört der Seele zu.

Und selbst dem Atheisten es beliebt,
dass es den siebten Tag, den Sonntag gibt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Vorlieben-Änderung

Ich markiere im Kalender,
was mir nun will Freud‘ bereiten:
Lenz und Herbst, die Jahreszeiten.
Wie sich Vorlieben verändern!

Konnt‘ den Sommer kaum erwarten,
früher in der Jugendzeit,
um das Reisen dann zu starten:
Nur hinaus! Die Welt ist weit!

Heute schätze ich die milde
Frische,Frühlings,Herbstes Duft.
Sommers Glut und Winters Kälte,
rauben Schlaf nachts,tags mir Luft.

Ja, ich mag’s wohl temperiert,
gehe gern im Park spazieren,
von Gewittern unberührt,
abends in der Stadt flanieren.

Lieb im Lenz der Pflanzen Sprießen,
nach der fahlen Winterszeit
und im Herbst als Abschiedsgrüße
feurig‘ goldnes Blätterkleid.

Steh‘ jetzt selbst im Herbst des Lebens,
Winter wartet vor der Tür.
Meide drum, was scheint vergebens,
freu‘ mich an der Schönheit Zier.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Sommerabend-Impressionen

Als wolle sie in liebendem Gedenken
nun, da der Tag tief in den Abend taucht,
beim Untergehen zärtlich sich noch schenken
in sanftem Rot, das sie ins Blaue haucht,
so lässt die Sonne Wolken noch erstrahlen
und rosafarben Aquarelle malen.

Es trägt der Himmel eines Lächelns Züge,
ein Bild das Schönheit, Freude zugesellt,
und zeihe Lasten, Leiden hier der Lüge,
da sich nun traulich Friede eingestellt.
Du blickst hinauf, genießt dies‘ Abendrot,
fühlst, deine kleine Welt ist jetzt im Lot.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Mittagspause am Rhein

Der Sonne Strahlen tanzen auf den Wellen,
jetzt da der Rhein im Licht des Mittags glänzt.
Du sitzt am Ufer, magst dir Wein bestellen,
den man zum Mahle freundlich dir kredenzt.

Hier darf der Sommer seine Lieder singen,
ein frischer Wind das heiße Mütchen kühlt,
flussauf,flussabwärts weiße Schiffe bringen
Touristenscharen, Rheinromantik blüht.

Du weilst beschaulich, siehst die Schiffe fahren,
ein wenig Fernweh mischt sich in den Blick;
die Wellen plätschern in den Tag,den klaren,
doch Pflichten rufen dich abrupt zurück.

Wenn Vater Rhein auch noch so funkelt, blendet,
musst du nun gehen, deine Pause endet.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Innehalten

Es spielt der Frühlingswind im Haar der Weiden
und kräuselt mild die Wellen auf dem See.
Die Schwäne, die hier majestätisch gleiten,
sie tauchen auf aus Märchen alter Zeiten
in sanftem Bild, so strahlend weiß wie Schnee.

Als stünde still die Zeit, mag mir erscheinen
der Augenblick, der Seele, Sinn betört,
lässt innig mich mit der Natur vereinen.
Erfülltes Glück, ich bin mit mir im Reinen,
und alles, was beschwert, bleibt ungehört!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Wintersonntag in der Stadt

Der Winter lässt die Stadt jetzt innehalten;
zum Wochenende kam er reingeschneit.
Nun trägt sie, still bereit, dies’ weiße Kleid
und mag geraume Zeit beschaulich walten.

Die Autos, aufgereiht,in Schnee gehüllt,
dort ruhen in den sonntagsstillen Straßen,
als ob ihre Besitzer sie vergaßen
und hätten ihren Tank nicht aufgefüllt.

Fast zeitlos wirkt dies’ winterliche Bild.
Nur zarter Rauch sich in den Himmel kräuselt,
verstecktes Leben,das hier zaghaft säuselt,
in einer reinen,weißen Welt, so mild.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstmittag im Park

Schwebende Blätter,des Herbstes Gaben,
feurige Farben und glühendes Gold,
glänzen im Lichte; die Nebel haben
sich schon früh am Morgen getrollt .

Anmutig gleitet die Blätter-Flotille,
leichthin tanzend im Sonnenschein.
Mild sind die Lüfte, des Mittags Stille
lädt zu sanftem Verweilen dich ein.

Hier im Park diese Blauhimmel-Stunde
gewährt dir Frieden,den du begehrt,
schenkt dir nun in beschaulicher Runde
den Balsam, den Natur schön beschert.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Herbstmittag

Wie mild der Wind die Wipfel will bewegen,
wie friedlich still der Tag im Mittag lebt!
Nur seidenleicht ein feiner Blattgold-Regen
in zartem Tanze aus den Bäumen schwebt!

Als ob Natur, hier feiernd, zelebriere
ein Abschiedsfest, das allem Schönen gilt,
sie sich noch einmal üppig nun erküre
die Farbenpracht, die licht die Landschaft füllt.

Sterntalermärchen, lind die Blätter schweben,
ich schau hinauf, als führ’ ich himmelwärts,
und fühle mich verzaubert, leicht mein Leben
an diesem himmelblauen Tag im Herbst.

© Ingrid Herta Drewing,