Gedicht

Feder Kladde (1)

Nur Worte, die ihr leises Lied mir singen,
Verszeilen, die sich reimen, stimmig finden,
sich kreuzen, schweifen und umarmend binden,
in einer Strophe miteinander klingen;
und dennoch halten sie für kurze Zeit
die kleine Freude für den Tag bereit.

Mal kommen sie daher im grauen Kleide
und klagen, wüten, wollen sich verzehren,
vielleicht sogar satirisch noch belehren,
obwohl sie finden keine grüne Weide.
Und dennoch halten sie für kurze Zeit
dies‘ Hoffen auf Veränderung bereit.

Dann wieder strahlen sie in lichtem Glanze,
geraten ob der Schönheit fast ins Schwärmen,
wenn die Natur schenkt, was den Blick mag wärmen,
ihn einlädt mit dem Farbenrausch zum Tanze.
Und dennoch halten sie geraume Zeit
die Wehmut um Vergänglichkeit bereit.

Nur Worte, doch auch Hauch von meinem Leben,
das mit im Licht der Jahreszeiten schwingt
und schauend seine kleinen Weisen singt,
sich darf dem Lächeln zärtlich hier verweben.
So halten sie wohl noch in meiner Zeit,
dies kleine Glücksgefühl für mich bereit.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,

Abschied der Mauersegler

Sommnero

Die Mauersegler haben uns verlassen,
nach Süden zog es sie in schnellem Flug.
Mir fehlt ihr Rufen, Schwirren in den Gassen,
wenn sie auf ihrer Jagd Insekten fassen,
ihr Schweben auch, das sie am Himmel trug.

Ihr Abschied spricht mir schon von Sommers Ende,
obwohl er doch noch heiß im Mittag glüht,
recht hitzig manchen Orts Gewitter sendet,
mit Hagel, Stürmen seine Kraft verschwendet,
in Hochs und Tiefs ausgleichend sich bemüht.

Ich freue mich auf Indian Summers Milde,
das warme Farbenspiel in Busch und Baum,
wenn sich der Tag aus nebligem Gefilde
verwandelt hier zu einem goldnen Bilde,
das sanft dem jungen Herbst eröffnet Raum.

Wie schön ist es, in einem Land zu leben,
das so verwöhnt mit Jahreszeitenspiel,
wo Frühling, Sommer wachsend,reifend weben,
das Zepter Herbst und Winter übergeben,
und die Natur schön führt zu ihrem Ziel!

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Abend

Sonnenuntergang
Der Abend naht, die Sonne sinkt
und zärtlich schenkt sie ihre Glut,
die rötend durch die Wolken blinkt.
Mein Auge Farbenschönheit trinkt,
ich fühl‘ in diesem Bild mich gut.

Ach, Abend sagen, birgt so viel,
ist mehr als nur ein zeitlich‘ Ende,
wenn du erreicht ein kleines Ziel,
ermattet von des Tages Spiel,
dir Ruhe gönnst, im Schoß die Hände.

Gilt doch der Nacht auch sein Willkommen,
entlässt das Wachen in den Traum,
wo uns der Schlaf darf heilend frommen.
Uns wird Bewusstes kühn genommen,
entführt in eignen, weiten Raum.

Ja, Abend sagen, heißt auch gehen,
da schwingt der Abschied leise mit.
Das Leben lässt es stets geschehen,
und ob wir uns dann wiedersehen,
zeigt erst des Morgens sanfter Schritt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Oktobers Abschiedsfest

Im goldnen Glanz gefällt mir der Oktober.
Vor einem blauen Himmel, unverstellt,
erstrahlt im Licht so farbenfroh die Welt,
und Blätterspitzen leuchten rot,zinnober.

Dies helle Bild ist mir hier Augenweide,
verschönt den Herbst, der schon den Abschied zeigt,
wenn morgens grau im Tal der Nebel steigt
und Raureif wird zu welken Laubs Geschmeide.

Das mildert sanft die Wehmut der Gedanken,
die doch um die Vergänglichkeit sich ranken,
jetzt, wo ein Lebenskreis zu Ende geht.

Es lässt mich wie an ein Versprechen glauben,
dass dieses Leben, das der Tod mag rauben,
doch letztlich wieder blühend aufersteht.

© Ingrid Herta Drewing,2016

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Leben

Wir Menschen, Meister im Verdrängen,
hier leben auf dem Weltenrund,
als ob wir ewig Lieder sängen,
von Tod nichts wüssten, uns nicht zwängen
des Lebens Grenzen, letzte Stund‘.

Uns trägt die Phantasie, schenkt Flügel,
verleiht uns Freude, Lebensmut.
Zwar ahnen wir des Todes Hügel,
jedoch wir halten fest die Zügel
und lenken unser Dasein gut.

Und müssen wir das Leben lassen,
dereinst von dieser Erde gehn,
erkennen wir noch im Verblassen,
dass alles, was wir gerne fassen,
geliehen war – und doch so schön.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommerstimmung

Es liegt ein Schatten auf den Sonnenuhren.
Mir ist es, als ob stünde still die Zeit.
Wehmütig träumt der Sommer auf den Fluren.
Zum Abschied, scheint es, hält er sich bereit.

Sein warmer Blick, der nun so sanft und mild,
fast lächelnd, ruht auf letzten, roten Rosen,
auf dem an Früchten reichen Erntebild,
bemerkt, zwar zögerlich, die Herbstzeitlosen.

Ich sehe  Kraniche nach Süden ziehen.
Ein Zeichen, dass hier bald der Sommer geht,
obwohl Reseden, Oleander blühen,
und hell die Sonne noch am Mittag steht.

Wie gerne hielte ich die Uhren an, die Zeit!
Doch die Vernunft sagt mir: Vermessenheit!.

© Ingrid Herta Drewing