Archive for the Category Orte

 
 

Wiesbaden im Sommer

Es grüßt die Stadt im Sommerflair,
und zahlreich sind die Gäste
bei Wein- und Straßenfesten.
Touristen kommen von weit her,
erwarten nur das Beste.

Die Rue ist blumenreich geschmückt.
Hier mag man gern flanieren,
und abends beim Spazieren
Römische Brunnen sind im Blick,
beleuchtet, faszinieren.

Das Kurhaus strahlt, Theatrium
lädt ein mit Kunst und Klängen.
Besucher sich hier drängen;
Der Stimmung Wogen sind im Schwung
bei Tänzen und Gesängen.

Ist’s dir zu heiß? Das Opelbad,
hoch auf dem Berg gelegen,
schenkt Kühlung, Sommersegen.
Ein Panorama, ganz apart,
wird’s dir zu Füßen legen.

Erreichst es mit der Zahnradbahn,
erlaubt seit hundert Jahren
ein umweltfreundlich‘ Fahren.
Des Wassers Schwerkraft zieht hinan,
um Energie zu sparen.

Am Marktplatz, jährlich im August,
goutiert man Rheingauweine,
auch Speisen gibt’s, recht feine.
Die Weinwoche, sie ist ein Muss
für Kenner guter Weine.

Gesellig feiern in die Nacht,
wird lieb gewohnte Sitte.
Wiesbadens goldne Mitte
berührt gleich einer Zaubermacht,
erfüllt manch zarte Bitte.

© Ingrid Herta Drewing,2009 (überarbeitet 2014)

Sturm

Der Sturm kennt keine Zäume;
mit Urgewalt
ergreift er Dächer, Bäume
und macht nicht Halt
vor Türmen, Eisen-Masten.
Es ist ihm einerlei;
Container, schwere Lasten
hievt er, als ob’s nichts sei.

Da muss der Mensch erkennen,
dass seine Macht,
die er sonst groß mag nennen,
erweist sich schwach.
Hier heißt es, Schutz zu finden
vor Sturmes Graus,
die Furcht zu überwinden,
bis er klingt aus.

Und dann beginnt das Räumen
von Schrott und Schlamm.
Kein Zögern und kein Säumen,
wir stehn zusamm‘,
beseitigen die Spuren
der rohen Kräfte hier.
Man schaut nicht nach den Uhren
beim Aufbau im Revier.

Sehr bald sieht unsre Straße
manierlich aus.
Die Bank auf grünem Grase
ziert weiß das Haus.
Die Mühe durft‘ sich lohnen,
jetzt scheint sie heil die Welt.
Es möge uns verschonen
Unwetter, das missfällt!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Rhein

Seit Jahrmillionen deine Wasser fließen
zur Nordsee hin, Europa-Strom, mein Rhein.
Ich sitz an deinem Ufer, halt die Füße
in deine Wellen, die mich sanft begrüßen,
lass mich auf deine kühnen Träume ein.

Erzählst vom Hochgebirge, deiner Flüsse Quellen,
von Alpenschluchten und vom Bodensee,
auch von Schaffhausen, deinen Wasserfällen,
die rauschend in die Tiefe stürzen, schnellen
ins flache Tal hinab aus großer Höh‘.

Noch klingen Lieder aus den alten Zeiten,
von tapfren Schwarzwaldflößern, rauhen Kehlen.
Die Pfälzer Weine immer noch beseelen.
Rheinhessen und der Rheingau sie begleiten;
der Römer Erbe mag man nicht verhehlen.

Und hier am Mittelrhein webt weise,leise
die Sage fein noch ihren Zaubersang.
Auf hohen Felsen Rittermacht beweisen
die Burgen den Touristen, die hier reisen,
und auf dem Schiff lockt Loreleyen-Klang.

Am Abend, wenn die Sonne glühend sinkt,
der Himmel und der Fluss in Röte glänzen,
und auch der Wein im Glase golden blinkt,
so manchem hier ein Sommermärchen winkt,
ein liebes Lächeln lädt das Glück zu Tänzen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Albtraum

Als mir die Silben aus den Worten fielen,
stand ich, fast starr, still, stumm und staunend da,
verstrickt im Wirrwarr allerlei Gefühle,
empfindend, dieses Unheil kam mir nah.

Es halfen keine honigsüßen Phrasen.
Die Wahrheit unverborgen, nackt und bloß,
nun zeigte sich in allen ihren Phasen.
Das Böse kroch da aus des Drachen Schoß.

Nach Drachentöter Georg riefen sie.
Doch der, gefeiert, war nicht bei dem Tross.
Und als das Untier Schwefel, Feuer spie,
war er schon fern, ritt arglos hoch zu Ross.

Die Erde bebte, und ein Ascheregen
fiel aus der Wolke, die die Sonne fraß.
Im Grau erstickten Menschen, Stadt und Wege.
Der Feuertod die Beute nicht vergaß.

Ich konnt‘ zu Schiff dem Wüten dort entgehen
und wachte auf aus diesem dunklen Traum,
in dem ich mich so hilflos hab‘ gesehen,
verloren fast an des Vulkanes Saum.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Garten in ‚t Huis te Groede

Vom Meer weht eine leichte Brise
und zarte Federwölkchen ziehen
landeinwärts, senden helle Grüße;
ein Sonnentag will licht erblühen.

Im Garten zaubert die Natur
den Pflanzen liebe Blühgesichter,
vielfältig, duftend, Frühlings Spur,
ein Farbenspiel, Millionen Lichter.

Und leise streift der milde Wind
durch das Geäst der alten Bäume.
Er wiegt hier in den Nestern lind
die Vogelbrut, schenkt sanfte Träume.

Der Wölkchen weißer Hauch im Blau,
löst langsam sich im Sonnenlicht,
das gleißend auf des Himmels Au
den warmen, hellen Tag verspricht.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Sonnenaufgang

Im Morgentau die Wiesen,
die lieb gewohnte Stätte,
der Zinnen Silhouette
im Sonnenlicht dich grüßen.

Dir ist, als ob wer hätte
die Stadt ins Licht gestellt,
die dir nun neu gefällt
in Frühlings Perlenkette.

© Ingrid Herta Drewing

Nebels Winterspiele

Der Nebel überm Winterweiß
lässt klare Sicht verlieren.
Der Wettkampf liegt deshalb auf Eis,
der Sportler darf pausieren.

Natur mischt stets im Freien mit
bei diesen Winterspielen.
Nur in den Hallen fasst man Tritt,
muss nicht auf‘ s Wetter schielen.

Eislaufen, Eistanz,Eishockey
auch Curling kann man zeigen,
während in Sotschi in der Höh‘
des Nebels Spiele steigen.

Da heißt es, sich gedulden, warten,
besonders dort beim Biathlon.
Vielleicht kann man nach Stunden starten,
erkämpfen dann Medaillen-Lohn.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Spätsommerabend auf der Rue

Ein milder,warmer Abend, Südens Flair,
lässt zahlreich Menschen freudig hier flanieren.
Es ist, als habe plötzlich irgendwer
die Luft verzaubert, ließe sie vibrieren.

Wie sie auf sanfte Weise uns umschmeichelt,
als wolle sie den Abschied überspielen,
uns zärtlich, seidigweich die Wange streichelt,
obwohl wir Herbstes Nähe doch schon fühlen.

Fast kitschig schön erstrahlt noch als Kulisse
am Horizont ein feurig‘ Abendrot.
Die Sonne schenkt errötend Abschiedsküsse,
ein Rosenlied, das lieblich hier verloht.

Und heimelig auf des Spaziergangs Runde
erscheint mir diese lichte Abendstunde.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Am Warmen Damm in Wiesbaden

So friedlich hat der Frühling sie vereint;
Nilgänse gehen neben Krähen ,Tauben,
und auch die Enten haben, wie es scheint,
nichts einzuwenden, wenn sie Futter rauben.

Das alles watschelt, hüpft,fliegt auf der Wiese
hier unter Blütenbäumen nah dem Teich.
Magnolien,üppig blühend; zarte Grüße
verschenkt nun auch der Kirschbaum hier so reich.

Ich sitz‘ auf einer Bank, blick‘ zum Theater,
genieß den lauen Lenz mit allen Sinnen;
Beschaulichkeit, mein innerer Berater,
weiß um ein hoffnungsfrohes, neu‘ Beginnen.

Auf Schillers Marmor-Schulter Friedenstauben:
Den Kuss der ganzen Welt! Ich mag’s gern glauben.

© Ingrid Herta Drewing

Karfreitag in Granada 1976

Schwarz säumt die Menge die Straße.
Dort in dumpfem Trommeltakt
die Prozession des Schweigens,
der Büßer und Träger der Pasos.

Und andächtig neigen sich Gläubige
zu der weißen Marien-Gestalt.
Vom Lichtflor der Kerzen und Nelken umstrahlt,
schwebt sie hoch über den Häuptern
und den finsteren Capuchones.

Und wieder der Trommeln Ruf
und das Echo des Schweigens.
Die Costaleros gemessenen Schrittes
tragen den Herrn,Christus am Kreuz,
mit ihm alle Schuld und die Bitte: Vergib!

Auch du hieltest den Palmzweig bereit,
der verwelkt dich noch mahnt.
Wie schnell schwanden Begeisterung,Treue!
Der Palmarum-Jubel erstarb in Golgatha.
Karfreitagtraurigkeit:
Warum muss immer die Unschuld sterben?

Und wieder der Trommeln Takt,
die Guardia Civil marschiert mit
und übernimmt (mangels Römer)
die Rolle, die sie auch sonst oft vertritt.

© Ingrid Herta Drewing,1976