Archive for the Category Aktuelles

 
 

Gedanken anlässlich des Brexits

Was verflochten, will sich trennen,
was gefestigt, löst sich auf.
Vieles, was vereint wir kennen,
nimmt allein nun seinen Lauf.

So ein Ende kann erschrecken.
Doch es ist auch Neubeginn
und vermag wohl Kraft zu wecken,
wirkt Vernunft in gutem Sinn.

Die EU, sie schenkte Frieden
nach Jahrhunderten die Zeit,
dass sich nicht als Feinde mieden
Staaten, nun zum „Bund“ bereit.

Doch viel‘ Bürger der Nationen,
auch von Brüssel aus gelenkt,
fühlen sich entmündigt; Fronen
sieht man stets von dort verhängt.

Ob bei TTIP, CETA,TiSA
sehen sie sich ungehört,
der Konzerne Lobby-Visa
zeigen Einfluss ungestört.

Offenbar fehlt Bürgernähe.
Vieles, was bedrückt vor Ort,
herrscht, als ob’s dort niemand sähe.
„Demokratisch“ nur ein Wort.

Soll es weiterhin bestehen,
das EU-Haus, dann wird’s Zeit,
die Probleme anzugehen,
lösen bald, Verlust gefeit!

Wer nur national will tünchen,
macht gar vieles hier verkehrt.
Eintracht stärkt doch aller Wünschen,
dass der Friede weiter währt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Nach dem Unwetter

Es legt der Tag im Morgen seine Spuren,
und hinterm Wolkengrau da wartet Licht,
das bald auf den verwaisten Sonnenuhren
hell strahlend durch der Zeiger Schatten spricht.

Die Rosen blühen, blieben ungefährdet
in ihrer Mauernische unterm kleinen Dach,
als sich Gewitterstürme wild gebärdet‘
und manchen hohen Baumes Astwerk brach.

Die Hagelwälle, die die Straße säumten,
sie sind getaut; auch droht nicht mehr Verzicht
dem Weitblick, viele Hände halfen, räumten
den Schutt-Berg fort, der dort versperrt‘ die Sicht.

Wenn man einander hilft, zusammen steht,
wird meist‘ das ärgste Übel obsolet.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Fassade

Was nun so neu erscheint,
macht nur benommen.
Auch wenn es scheu vereint,
wird’s wohl nicht frommen.

Es ist ein altes Lied,
das hier vernommen,
um neuen Text bemüht,
sich tarnt, verschwommen.

Doch hörst du auf den Takt
wirst du es fühlen,
es mahlen abgeschmackt
die alten Mühlen.

Da ist dies Drohen,dumpf,
vom Hass der Horden,
die sich in Schreckens Sumpf
versammeln, norden.

Sei wachsam, wahr im Blick!
Denn falsches Streben
versagt sonst Friedens Glück
für Land und Leben!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Kriegstanz

Wo Chaos herrscht und dunkle Macht,
da tanzt der Schlangenkönig.
Er schürt des Krieges Feuer, lacht,
ob der Zerstörung, die entfacht.
Den Kosmos schätzt er wenig.

Er fördert Terror, Niedertracht,
sein Mammon wächst mit Waffen,
die er verschiebt mit viel Bedacht.
Obwohl sie tödlich ist die Fracht,
zählt für ihn nur das Raffen.

Das Leben nimmt er nur in Acht,
gehört’s zu seinen Kreisen;
dann hält er sorgsam auch die Wacht.
Ansonsten liebt er Todes Tracht,
lässt’s Leben gern entgleisen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Posthum

Das hätt‘ sich Cary Grant nicht träumen lassen,
dass, integriert ins Bild einer Fassade,
sein Konterfei hier Kunden soll erfassen
für einen Herr’n-Ausstatter in Wiesbaden.

Als Mann von Welt, wie wir im Film ihn sahen,
blickt er zum Dom, als sei’s ihm dort genehm,
Konzerte zu besuchen, die bald nahen,
im März Guiseppe Verdis Requiem.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Fastnacht 2016

Der Jecken Zeit ist nun gekommen,
sie feiern munter Karneval.
Die Tradition bleibt unbenommen;
doch mancher Mensch denkt auch beklommen
an Terrorismus und Skandal.

Was früher, leicht und unbekümmert,
bestimmte närrisch‘ frohe Stunden,
wirkt nun im Grunde wie zertrümmert.
Man fühlt, es hat sich was verschlimmert,
hofft, dass noch Sicherheit gefunden.

Fast mag es manchem hier erscheinen,
als sei’s ein Tanz auf dem Vulkan,
wo vieles nicht mehr ist im Reinen.
Bedenken, Ängste sich vereinen
mit Krise, Leid, Not, Krieges-Wahn.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Ver-rückte Jahreszeit

Als hätte Frühling hier schon vorgefühlt
und angehalten alle Winter-Uhren,
zur Sonnenwende mild das Wetter spielt.
Es fehlen Schnee und Frostes kalte Spuren.

Statt dessen tanzen hoch am Himmel Stare.
Dezembers Milde! Auch in Floras Reich
verwechseln Pflanzen sprießend jene klaren
Signale:Pollen fliegen frühlingsgleich.

Das mag gewiss den Schneeräumdienst erfreuen.
Wer hat nicht gern an Feiertagen frei?
Jedoch, ist’s Klimawandel,den wir scheuen,
fehlt nicht nur Kindern dann das Winterkonterfei.

Wie schön wär’s doch, wenn alle Jahreszeiten
hier ausgewogen könnten uns begleiten!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Auf dem Balkon im Dezember

Die Glockenblümchen blühen
gleich blauen Warte-Weilchen,
Maßliebchen-Sterne glühen;
wohl flüstern bald auch Veilchen.
Statt Winters Kälte-Corps
erwacht des Frühlings Flor.

Die Meisen zwitschernd stieben,
und Amseln üben’s Flöten.
Die Vögel, die geblieben,
nun wissen nichts von Nöten.
Des Wetters Wärme lässt
sie feiern schon ihr Fest.

Da sollte ich mich freuen
an Lieblichkeit und Milde,
doch fürchte ich, Bereuen
folgt diesem Frühlingsbilde.
Des Klimawandels Spur
zeigt’s:Kurz vor Zwölf die Uhr!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Klimagipfel in Paris

Nasskalt und grau,
aus allen Wolken fällt der Regen.
Dezember zeigt ein trüb‘ Gesicht;
kein Sternen-Zauber auf den Wegen,
kein Schneepelz mag die Bäume hegen,
die kahl in der Alleen Sicht.

Seid endlich schlau,
und wendet menschliches Versagen!
Benennt es klar, seht eure Pflicht!
Das Klima greift uns an den Kragen;
mit Hitze, Sturm,Hochwasser-Plagen
zeigt es, den Hochmut duldet’s nicht.

Nicht noch mehr Schau,
wie vorgeführt seit vierzig Jahren!
Gebt doch der Wissenschaft Gewicht!
Ihr wisst um Fakten, habt’s erfahren,
es gilt die Erde zu bewahren
als Lebensraum, der Kinder Licht.

Löst auf den Stau!
Schon Club of Rome sah Wachstumsgrenzen.
Ressourcen-Knappheit heißt Verzicht
auf vieles, was nur Luxus-Glänzen,
dieweil in Not viel‘ Existenzen,
Paris sei mehr als ein Bericht!

© Ingrid Herta Drewing,2015

Fluchtpunkt

Novemberbild, golden und rot,
hebt dich aus trüben Gedanken,
die in die Seele sich ranken,
verdrängt kurz das Leid und die Not.

Betroffenheit fließt aus den Zeilen,
wird wörtlich stets neu aufgefrischt,
die Ohnmacht uns kühl aufgetischt;
da mag man vergessen, enteilen.

Und wieder der Ruf nach den Grenzen,
sich ängstlich einander belauern,
gefangen in eigenen Mauern
der menschlichen Insolvenzen.

© Ingrid Herta Drewing,2015