Lobgesang

Lasst uns den Herren preisen
und dankbar uns erweisen
auf dieser schönen Welt!
In seinem Schöpfungs-Kreise
schenkt er des Lebens Reise,
die uns im Licht gefällt.

Er lässt hier Sonne,Regen,
die Frucht nach Blüten-Segen
und Ruh der Sternen-Nacht
uns Menschen angedeihen
in gütigem Verzeihen.
Sein Engel uns bewacht.

In Demut ihn zu ehren,
uns liebend zu bewähren,
wie Jesus uns verhieß,
so wollen wir hier hegen,
in seinem Namen pflegen
dies‘ irdisch‘ Paradies!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Wünsche zum Jahreswechsel

Es endet das Jahr, und ein sinnender Blick
gleitet noch sanft auf Vergang’nes zurück;
doch Hoffnung flammt auf in den Herzen:
Das Neue möge beginnen mit Glück,
sich ändern, was schien als ein böses Geschick,
vorbei seien Kummer und Schmerzen!

Wir Menschen erhoffen und wünschen so viel
in unserem kurzen, irdischen Spiel
und wollen nichts Schönes versäumen,
erstreben im Leben manch seltsames Ziel,
wählen für Unmut oft falsches Ventil
und suchen Genesung in Träumen.

Ersehnen uns wohl eine bessere Welt,
wo Liebe und Treue mehr zählen als Geld,
auch soll endlich Friede hier werden.
Wir danken dem Schöpfer, der alles erhält,
was täglich uns Heimat schenkt und gefällt
auf dieser sich wandelnden Erde.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Wintermorgen in der Adventszeit

In klarem, hellem Morgenlicht
erstrahlt ein Wintertag.
Schneeweiß erglänzt das Angesicht
der Landschaft, wie ich ’s mag.

Und Stille sanft die Weite füllt,
wo hie und da ein Baum,
ins Raureif-Glitzerkleid gehüllt,
gewährt den Raben Raum.

Die dort, hoch in der Bäume Kronen,
bewachen stumm ihr Reich,
wie Nornen über allem thronen,
ein Schicksalslied zugleich.

Da werden Kindheitsmärchen wach,
denk‘ an „ Die sieben Raben“,
ihr Schwesterlein, das sie bedacht
erlöst‘ durch Liebesgaben.

Ja, mehr als Sonne wärmt die Liebe,
verheißt den alten Menschheitstraum,
dem Christkind folgend, Frieden üben,
sich schenkend unterm Weihnachtsbaum.

© Ingrid Herta Drewing

Lebensfrage

Was wäre Leben
ohne Luft und Wärme,
die Tiere, Pflanzen,helles Licht?
Kein sanftes Weben,
keine Bienenschwärme
hier sorgten für die Frucht.Verzicht!

Was wäre Leben
ohne Glauben, Lieben,
ein Dasein aller Hoffnung bar?
Ein eitles Streben,
nur ein Werden, Üben,
und – sähe da Vernunft noch klar?

Was wäre Leben
ohne Kinderlachen,
die kleine Hand, die deine hält?
Dies Gück, gegeben,
lässt dich sorgsam wachen,
schenkt Güte hier in harter Welt.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Lichtgesang

Das Licht darf sich dem Tag verschenken,
bringt leuchtend Farbe in die Welt.
Dies‘ Sternenlied lässt dich bedenken,
dass, weit entrückt, ein fernes Lenken
auch unser Dasein hier erhält.

Ein jeder Atemzug, dein Leben,
ist eingebettet in dies‘ All,
in dem der Blau- Planet im Schweben
die Regeln kennt für das Verweben
der Vielfalt hier im Erdenfall.

In Demut Dank den treuen Händen,
der Macht der Gnade, die uns trägt
und täglich auch an allen Enden
beglückt in gütigem Verschwenden
der Liebe, die das Leben wägt.

© Ingrid Herta Drewing

Segenswunsch

Gesegnet sei von guten Mächten
dein Leben hier, mein liebes Kind,
und auch in finsterschwarzen Nächten
sei Böses fern dir, nichts was brächte
Gefahren, die voll Unheil sind!

Gott halte dich in seiner Güte
stets,wohl geborgen, in der Hand!
Er möge liebend dich behüten,
damit auch deines Lebens Blüte
in Frieden reife hier im Land!

© Ingrid Herta Drewing

Zum Jahresende

Des Jahres Tage sind gezählt.
Der Blick zurück lässt Wünsche offen,
gebiert zugleich das stille Hoffen,
dass Glück im neuen Jahr uns wähl’.

Prognosen gibt es, im Orakel,
da findet mancher seine Sicht.
Noch ahnt er nichts von dem Debakel,
das ihn alsbald nimmt in die Pflicht.

Sylvesterträume in den Lüften;
der Lärm den Dämon dräng’ zurück!
Jedoch in unsren engen Klüften,
wir weben mit an dem Geschick.

So vieles, was wir tun, entscheiden,
ist wichtig, zeigt des Lebens Weg.
Die Gier, den Hass gilt ’s zu vermeiden,
die Liebe sei uns Brücke, Steg!

Dann wird vielleicht das nächste Jahr
auch für uns Menschen wunderbar.

© Ingrid Herta Drewing

Adventsgedanken

Adventszeit ist, es leuchten Sterne.
Die Stadt glänzt, festlich dekoriert,
mit Tannengrün schön ausstaffiert.
Dem Dunkel trotzend, mag man gerne,
dass vieler Lichter Glanz floriert.

Als habe er noch nichts gehört
vom Sparen teurer Energie,
Nachhaltigkeit,Ökologie,
so mancher nun die Nacht beschwört
mit einer Lichtersinfonie.

Ja, würden so die Herzen strahlen,
wie jene Lämpchen hell erglühen,
in Güte, Liebe licht erblühen
und Hoffnung hier auf Erden malen,
damit auch Friede kann einziehen!

© Ingrid Herta Drewing

Sankt Nikolaus

Mit seinem Schlitten kommt daher,
Sankt Nikolaus beladen schwer,
trägt mühsam schleppend, huckepack
herein nun einen großen Sack.

Und Nico, Sven und auch Klein-Tine,
sie stehen da mit ernster Miene.
Sie sollen singen. Sein Gedicht
soll Sven aufsagen; er kann’s nicht.

Er ist noch so sehr aufgeregt,
sah, in dem Sack hat’s sich bewegt.
Ob darin steckt ein böses Kind?
Doch Niklas lacht, zeigt ’s ihm geschwind.

In diesem Sack sind gute Gaben,
und Sven braucht keine Angst zu haben.
Und auch nicht Nico und Klein-Tine,
sie singen hell mit frohen Mienen.

Denn Nikolaus straft Kinder nicht.
Vor Güte strahlt sein lieb’ Gesicht.
Er kommt durch Schnee und kalte Nacht,
weil ihm das Schenken Freude macht.

© Ingrid Herta Drewing

Der falsche und der echte Nikolaus

Als Kind ist man in besonderem Maße dazu bereit,an Geheimnisvolles und Wunderbares zu glauben. Vor allem die Advents – und Weihnachtszeit weckt da viele Erwartungen, die ja auch durch die Erzählungen der Erwachsenen noch genährt werden.
Das war für mich als Kind in der Nachkriegszeit nicht anders. Am Nikolaustag hielt ich deshalb schon morgens Ausschau nach dem heiligen Mann, der ja an seinem roten Kapuzenmantel und dem großen Sack zu erkennen sein sollte.Angeblich sei der Sack nicht nur für Geschenke, sondern auch für unartige Kinder gedacht, die auch mit der Rute von ihm bestraft würden.Mir war der Nikolaus noch nie begegnet, aber bei unserem Bäcker hatte ich in der Auslage so eine Rute gesehen.Sie war mit leckerem Zuckerwerk behangen.Also konnte das ja nicht allzu schlimm sein. Dennoch war mir bei dem Gedanken an eine mögliche Strafe nicht ganz geheuer. Wir Kinder kannten ja damals nicht das Bild des wonnigen Weihnachtsmannes aus der Fernsehwerbung, wie es heute verbreitet wird. Das einzige Nikolausbild, das ich kannte, war das aus dem alten Struwwelpeterbuch.Darin straft ein riesengroßer Nikolaus die bösen Buben,indem er sie am Schopf fasst und tief in schwarze Tinte taucht, weil sie den Mohren ausgelacht haben.
Nun ja, ich hatte zwar keinen dunkelhäutigen Menschen verspottet( die amerikanischen Soldaten, die wir sahen, nötigten uns ja schon durch ihre Uniform und ihre Bewaffnung Respekt ab),aber immer brav war ich auch nicht gewesen.Meine Mutter, die zum Glück vor dem Krieg im Frisiersalon ihres Vaters das Handwerk sehr gut gelernt hatte und auch ohne Salon nach dem Krieg noch gefragt war, wodurch sie uns ernähren konnte,nahm mich bei ihren Hausbesuchen zu ihren Kundinnen mit. Da musste ich dann immer ganz sittsam sein und warten, bis sie mit ihrer Arbeit fertig war. Manche Kundinnen wollten im Winter nicht, dass ihre langen Haare gewaschen wurden, und Mutter musste ihnen dann mit ihrer Brennschere Locken in die fettigen Haare ondulieren, was nicht gerade angenehm roch. Ich durfte mir das aber nicht anmerken lassen, und das fiel mir nicht immer leicht.
An einem Nikolausabend kamen Mutti und ich wieder von so einem Kundenbesuch nach Hause zurück.Ich war sehr aufgeregt, denn es war schon mehrmals an diesem Tag vom Nikolaus die Rede gewesen.Als wir im ersten Stock des halb zerstörten Mietshauses, in dem wir seit Kriegsende wohnten, angekommen waren, sahen wir vor uns den Nikolaus, wie er die Stufen zu Dörrs, unseren Nachbarn, hoch stieg. Ich blieb erschrocken stehen; auch meine Mutter ging nicht weiter. Denn aus dem Sack, den der Nikolaus trug, baumelten unten zwei Kinderbeine heraus.Welches arme Kind wurde da bestraft? Würde ich jetzt auch in den Sack gesteckt? Ich fürchtete mich und versteckte mich hinter meiner Mutter, bis der vermeintliche Nikolaus in der Wohnung der Nachbarn verschwunden war.
Meine Mutter strich mir liebevoll über das Haar und erklärte mir, das sei gar nicht der echte Nikolaus.Da habe sich jemand nur einen dummen Scherz ausgedacht und ausgestopfte, beschuhte Strümpfe an den Sack genäht, um andere damit zu erschrecken.
Obwohl ich meiner Mutter vertraute, war ich mir doch nicht so ganz sicher, ob das so war.
Als es dann eine halbe Stunde später an unsrer Wohnungstür klingelte, versteckte ich mich hinter der geöffneten Zimmertür, weil ich fürchtete, jetzt würde auch ich in diesen Sack gepackt.
Wie erleichtert war ich, als eine dunkle, sanft klingende Stimme sagte, er sei der Nikolaus und habe gehört, dass hier ganz liebe Kinder wohnen.Er trat zu meinem Brüderchen ans Gitterbettchen und segnete das Kind. Nun wagte auch ich mich aus meinem Versteck und sah einen wunderschönen Nikolaus vor mir.Er war in ein mit goldenen Borten verziertes, weißes,langes Gewand gekleidet, trug eine Bischofsmitra und hielt einen Bischofsstab in der Hand.
Ich weiß nicht mehr, was mich mehr beindruckte, der weiße Rauschebart, die wohlklingende Stimme oder der freundliche,gütige Blick.Seine ganze Erscheinung hatte für mich etwas Wunderbares,und ich wusste, das war der echte Nikolaus, nur so konnte der heilige Mann sein, gütig, nicht strafend, und froh nahm ich den Apfel, den er mir reichte.
Jahre später erfuhr ich, wer uns Kinder da beglückt hatte. Es war der älteste Sohn unseres Bäckers aus der Nachbarschaft gewesen, der sich, da er Priester wurde, die passende Kleidung ausgeborgt hatte, um uns Kindern eine Freude in der schweren Nachkriegszeit zu machen.

© Ingrid Herta Drewing