Archive for Oktober 2014

 
 

Zug nach Süden

Es ziehen nun die Kraniche nach Süden.
Ihr Rufen klingt mir schallend hell im Ohr.
Sie fliehen Nässe, Kühle; regenmüde
Spätsommer seinen goldnen Glanz verlor.

Der Nebel dicht, verhüllt der Sonne Tagen,
schwarz faulend liegt die Walnuss unterm Baum,
und Eichhörnchen, vertieft in Sammelfragen,
verlieren heuer manchen Futter-Traum.

Im Regenmantel, gut beschirmt, zu gehen,
empfiehlt es sich bei diesem Wetter hier,
ein heißer Tee hemmt Schnupfen zu entstehen;
im Garten mundet jetzt kein kaltes Bier.

Und mag auch Herbst unfreundlich weiter stürmen,
wir werden dennoch nicht nach Süden türmen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Frühlingsillusion

Ich erinnere
einen November,
da blühten
am Campus
die Bäume.
Beflügelt
studierten wir,
Träume
von friedlicher,
menschlicher Welt,
kein Kalter Krieg mehr,
verprellt
die Falken,
den Tauben die Räume!
Noch klingt
dieses Lied nach,
remember!

Die Mauer
gefallen,
ein deutsches Land!
Doch draußen,
da toben die Kriege.
Der Hass und der Tod
feiern Siege.
Zerstören heißt’s
in der Welt,
was mühsam aufgebaut,
fällt,
und Kinder
reißt rau
aus der Wiege
mordend
die gottlose,
eiskalte Hand.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Kriegsgräber

Einander die Hände reichen
über den Gräbern,
eine gute Geste!
Aber wie schön wäre es,
verbunden zu sein
ohne die Gräber der Kriege!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Vor dem Schweigen

Bevor dies‘ gräuliche Vermummen
des Nebeldickichts Kreise zieht,
sogar die Krähe krächzend flieht,
mögen die Bienen emsig summen,
Hirschkäfer kommen, zärtlich brummen;
am Morgen freche Elstern keckern,
die Amseln hier laut zeternd meckern,
und fröhliche Gezwitscher-Weisen
im Herbstbaum schenken uns die Meisen!
Mit ihrem munt’rem Lebenslied
erfreuen sie uns Seel‘, Gemüt,
verhüten trauriges Verstummen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Oktobergrau

Des Regentages feucht Gesicht
begegnet mir mit matten Blicken,
wo gestern, leuchtend noch im Licht,
der Herbst mit seinem Farbgedicht
mir Sinn und Seele konnt‘ beglücken.

Tief Katrin über Land spaziert,
hat mit Oktober angebandelt,
sein warmes Gold rasch konfisziert
und uns schon stürmisch vorgeführt,
wie schnell sich Hell in Dunkel wandelt.

Ich hoffe, dass nur kurze Zeit
der Herbst wird dulden die Chimäre,
damit von tristem Grau befreit
Natur in farbenfrohem Kleid
beende strahlend die Affäre!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Grab

Die Erde und der Mond auf ihren Bahnen,
sie sind verlässlich wie die Jahreszeit.
Der Herbst hisst leuchtend seine Farbenfahnen,
lässt uns noch Leben dort im Nebel ahnen,
bevor sein Mahnen sagt Vergänglichkeit.

Ach könnten hier die Steine dir erzählen,
wie du mir fehlst, wie traurig mir der Sinn,
wie mich, was unterlassen ward, will quälen.
Wie gerne holte ich es nach, würd‘ wählen
auch schweren Weg, führt‘ er nur zu dir hin!

Ich hörte zwar, die Zeit heil‘ alle Wunden.
Jedoch die Narbe schmerzt, fühl‘ mich als Kind,
seh‘ in Erinnerungen frohe Stunden,
wo du mich ließest still bei dir gesunden,
und lichte Tage, die vergangen sind.

Ich hoffe, glaube, wünsche wie ein Kind,
dass ich dereinst dich einmal wiederfind‘.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Erntedank-Gebet II

Herr, Gott, wir danken dir für deine Güte,
für dieses Leben, das du täglich gibst,
der Erde Schönheit, ihre Wunder, Blüte
und Frucht, sichtbare Zeichen, wie du liebst.

Uns, die wir schwach, gewähr’ in deiner Gnade
die Kraft, im rechten Sinn dein Werk zu hegen,
damit wir achten hier des Lebens Pfade;
lass’ uns erkennen, wählen wahre Wege!

Stärk’ uns im Glauben, Demut uns begleite,
wo wir auf Erden herrschen und gestalten,
dass nicht die Gier, der Hochmut uns verleite,
hier deine Schöpfung tödlich zu verwalten!

Bewahren, was dein göttlich’ Wort uns hieß,
Mensch und Natur, dies’ irdisch’ Paradies.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstgold

Heut darf in sattem Himmelblau
ein Herbsttag hier aufwarten,
im Sonnenlichte starten.
Vorbei des Nebels graue Schau!
Es leuchten golden Wald und Au,
und Rosen blühn im Garten.

Du fühlst dich frühlingsleicht, beschwingt,
obwohl schon Blätter schweben
hinab ins welke Weben.
Ins irdisch‘ Dunkel zärtlich dringt
der Hoffnung Lied, das hell erklingt,
verspricht ein neues Leben.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Tag der Einheit/ Silberhochzeit

Es liegt auf herbstgefärbten Gärten
so hoffnungsvoll der Sonne Blick.
Die Wärme, die August verwehrte,
auch der September nicht bescherte,
bringt der Oktober uns zurück.

In warmem Golde darf erstrahlen
der Tag der Einheit, der gegeben.
Mag er sich ins Gedächtnis malen
und nicht nur schlafen in Annalen;
er fülle dieses Volk mit Leben!

Dass Freiheit, Einigkeit und Recht
die Richtschnur auch im Alltag bleibe,
dass nicht die Armut Bürger schwächt,
sozialer Notstand, ungerecht,
ins Abseits viele Menschen treibe!

Das heißt, zu teilen auch die Lasten!
Denn, wessen Schiff die Güter bringt,
der steigt allein nicht in die Masten.
Die Mannschaft schafft es ohne Rasten,
dass letztlich gute Fahrt gelingt.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Herbstabend

Der Sonne Glänzen, die im Westen sinkt,
sich widerspiegelt in den Fensterscheiben,
als wolle sie mit warmem Gold vertreiben
das Dunkel, das bereits in Schatten winkt,
sich feurig hier dem Abendrot verschreiben.

Da brennt der Himmel, schwelgt in Flammen-Farben,
wetteifert mit dem Rot des Amberbaum‘,
wo Herbstes Malkunst noch beschwört den Traum,
bevor die Landschaft muss im Nebel darben,
und Nacht erobert früh des Tages Raum.

© Ingrid Herta Drewing,2014