Archive for März 2018

 
 

Bärli spielt Ball

Wie viele Kinder es gern mögen,
liebt Bärli auch, sich zu bewegen.
Schon früh am Morgen ist er wach,
macht dann beim Spielen lauten Krach.

Mit einem Ball, den er gefunden,
vertreibt er sich die frühen Stunden,
indem er kräftig schießend bolzt
und trifft damit den Tisch aus Holz.
Dabei ist er dann sehr verwirrt,
als eine Vase fällt und klirrt.
„Oh Weh, was mach ich dummer Bär?
Wenn Mama kommt, dann schimpft sie sehr.
Verboten war’s auf jeden Fall,
hier, wo man wohnt, zu spielen Ball.
Ich räume weg die Scherbenstück’,
bevor die Mutter kommt zurück.“

Als Bärlis Mutter kommt nach Haus,
sieht alles wieder sauber aus.
Nur auf dem Tisch, da fehlt die Vase,
und Mama Bär, die Aufspürnase,
merkt schnell, dass etwas hier nicht stimmt,
auch weil ihr kleines Bärenkind
ganz brav schon an dem Tische sitzt,
wo es doch sonst herum gern flitzt.

Und schon beginnt ihr prüfend Fragen:
„Bärli, willst du mir was sagen?“
Da nimmt der Bärenwicht nun gut
zusammen allen Bärenmut:
„Verzeih mir bitte, lieb Mama,
die Vase, die ist nicht mehr da.
Als sich mein Ball zum Tisch verirrt,
da hat es plötzlich laut geklirrt
Ich war’s, ich habe das verbrochen,
bin schuld, dass dieses Ding zerbrochen!

Oh Weh !“,denkt Bärli,“was wird jetzt?“
Doch die Mama, gar nicht entsetzt,
nimmt ihn ganz fest in ihren Arm,
und ihre Stimme klingt so warm:
„Mein Bärli, froh bin ich gar sehr,
dass du bist ehrlich, kleiner Bär.
Viel schlimmer als ein Haufen Scherben
ist’s, das Vertrauen zu verderben.
Doch du, mein Bärli, warst nicht schlecht.
Die Wahrheit sagen, das ist recht!“

Da ist der Bärli aber froh,
verspricht, er mache das nun so,
dass Ball er nur im Freien spielt
und dabei stets auf Tore zielt.

© Ingrid Herta Drewing,2009
Aus der Sammlung Gedichte für Kinder

Frühlingsahnen

Schneeglöckchen_3524888249346211078_o

Ein Hauch von Frühling liegt heut in der Luft,
als rüste sich zum Aufbruch nun die Zeit.
Zwar fehlt noch lieblich zarter Blüten Duft;
jedoch ich spüre, Lenz hält sich bereit.

In Park und Garten schon anmutig neigen
die Schneeglöckchen weiß strahlend ihr Gesicht
klar aus dem Grün. Ein wahrer Blütenreigen
wächst aus den Winterwiesen hin zum Licht.

Und hoch im Weidenwipfel dort am See
singt eine Amsel hell ihr schönes Lied.
Ein süßes Sehnen streift der Seele Weh,
schwingt zärtlich, leise sich in mein Gemüt.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Winter

Am Berg, im Tal, an Busch und Baum
zeigt nun der Winter seine Spuren.
Alles versinkt in weißem Traum,
es scheint, als schwiegen alle Uhren.

So zeitlos still ruht nun das Land,
sanft hat der Schnee es zugedeckt.
Mir ist, als habe eine Hand
sich, alles segnend, ausgestreckt.

Und wiege nun die Welt in Träumen
in diesem weichen Sternenbett,
bis sie in Frühlings hellen Räumen
ein fröhliches Erwachen hätt’.

© Ingrid Herta Drewing, 2009

Shenandoah, eigener Versuch

Oh Shenandoah (auch einfach mit Shenandoah oder Across the Wide Missouri bezeichnet) ist ein traditioneller amerikanischer Folksong von unbekanntem Ursprung aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Das Lied stammt wohl von kanadischen und amerikanischen Voyageurs oder Pelzhändlern, die den Missouri River in Kanus befuhren. Im Laufe der Zeit haben sich einige unterschiedliche Versionen des Liedtextes entwickelt. Einige davon nehmen Bezug auf den Indianerhäuptling Shenandoah und einen Voyageur, der dessen Tochter heiraten möchte. Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich Shanty-Versionen, die von Seeleuten in verschiedenen Teilen der Welt gehört und gesungen wurden. (Wikipedia)

Frühlingsmagie

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Frühling, du Gaukler,
wie darf ich dir vertrauen,
deiner Spur folgen,
die im Morgenrot tändelt
und in Blütenrausch flüchtet?

In Butterblumen
des Tages Sonnengesicht
dort an Baches Rand,
ihr hell‘ Aquarell schillernd
ins dunkle Wasser gemalt.

Schenkst Vergissmeinnichts
treuherzige Gesichter,
blauen Abendgruß,
und ziehst in der Dämmerung
mit Fledermäusen auf Jagd.

Doch Mondes Silberfähre
sanft gleitet über den See
zur Märchenpforte
und birgt die Schätze der Nacht,
dein zart‘ Versprechen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

In der Fremde

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Zurückgeworfen
auf den brüchigen Stufen
kletterst du weiter,
suchst noch immer deinen Weg,
ein Nomade ohne Pferd.

Der Steppe Weite
unter den blauen Himmeln
hast du verloren,
und in den Hochhausschluchten
welken die Tage dahin.

Du träumst von Rückkehr,
der roten Abendsonne
dort am Horizont
und bestaunst den Löwenzahn,
dessen Kraft den Asphalt bricht.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Worte

Rosen_o

Den leichten Vögeln unsre Worte gleichen.
Sie gleiten unbedacht flugs über Lippen.
Gedanken werden kaum zu Schranken, Klippen.
Fort ist das Wort; es wird sein Ziel erreichen.
Wie gerne fingst du’s ein, um es zu streichen,
das falsch Gesagte richtig auszudrücken.

Der Worte Klang dringt tief in unsre Seele,
und sind sie sanft, ist’s wie ein zärtlich’ Kosen,
schenkt Wärme, Licht, lässt hell erblühen Rosen.
Jedoch die harten, harschen, die Befehle,
sie schnüren zu, dem der sie hört, die Kehle,
und Traurigkeit lähmt nach dem Wüten,Tosen.

Wer dichtet, darf mit Wörtern, Klängen spielen,
zu Bildern sie verweben, Poesie
sie läutern und beleben, Phantasie
in weite Räume, Farben-Träume zielen,
in Rhythmen tanzen, jenen vielen,
die die Musik uns schenkt in Harmonie.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Verpasste Chance

Ein Senkel und ’ne Schnalle
noch waren unbeschuht,
und wie in solchem Falle
gut Ding mit Weile ruht.

Sie lagen in der Lade
dort beinander dicht,
doch Schnallen-Stolz, wie schade,
nahm wahr Schnürsenkel nicht.

Der Senkel sich bemühte
und sprach die Schnalle an,
lobte den Glanz, die Güte,
die sie erbringen kann.

Die Schnalle ignorierte
jedoch, was er gesagt,
was er da so vollführte,
hat gar nicht ihr behagt.

Doch als dann Opas Enkel
zum Schuhband ihn gewählt,
vermisste sie den Senkel,
der ihr nun täglich fehlt.

So vieles, was gewöhnlich
uns vor dem Auge steht,
trifft plötzlich uns persönlich,
wenn es für immer geht.

© Ingrid Herta Drewing,2018

Frühlingsnah

Version 2

Das Jahr entwächst den ersten Kinderschuhen
und findet festen Halt bei jedem Schritt,
verschlossen hier des Winters Kältetruhen,
und unlängst nahm er sie zum Nordpol mit.

Mit hellen Augen eilt ’s dem Lenz entgegen.
Die jungen Tage nahen, Blütenrausch,
ein Wachsen, Grünen lächelt auf den Wegen,
wo Erde, Sonne, Regen zart im Plausch.

Wir gehen mit und nähren dies Erwarten,
dass Frühling auch uns Menschen neu beschwingt.
Der Krokus leuchtend glänzt in Park und Garten,
und auf dem Dache thront die Amsel, singt.

So lieblich lockt mit Klängen die Natur,
führt zärtlich auf des Lebens lichte Spur.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2018

Hommage

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Dieses zärtliche Gänseblümchenlächeln
begrüßte mich immer am Morgen
und vertrieb die Sorgenfalten
aus des Alltags Gesicht.

Halb volle Gläser sahst du,
wenn andere Leere predigten,
erzähltest vom Frosch, der überlebte,
weil er sich im Sahnefass nicht aufgab,
unermüdlich strampelte, kämpfte
und dann vom Butterberg aus
in die Freiheit sprang.

Die kleinen Lebensweisheiten
in Fabeln, Märchen und Sprichwörtern
und diese Heiterkeit, die Sonne
in den trüben Tag zauberte,
sogar Schmerzen vertreiben konnte.

Immer auf der Spur des Lebens,
eigenes Leid unter dem Mantel
der Hoffnung verbergend,
im Licht der Freude.

© Ingrid Herta Drewing,2018